Wieder Wachstum ab Mitte 2012 Deutscher Wirtschaft droht keine lange Flaute

Trotz der Schuldenkrise in Europa droht der deutschen Wirtschaft keine lange Flaute: Nach einer milden Rezession um den Jahreswechsel werde sie ab Mitte 2012 wieder Fahrt aufnehmen und 2013 robust wachsen, sagt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) voraus.

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Foto: dapd

Die Arbeitslosigkeit wird demnach ebenso sinken wie das Staatsdefizit, das niedriger sein soll als in allen anderen großen Industrienationen. Allerdings steht die am Montag veröffentlichte Prognose unter dem Vorbehalt, dass sich Schuldenkrise nicht noch weiter zuspitzt. Für 2012 senkte die OECD ihre Wachstumsprognose auf 0,6 Prozent, nachdem sie im Mai noch 2,5 Prozent vorausgesagt hatte.

2013 soll das Bruttoinlandsprodukt dann mit 1,9 Prozent mehr als dreimal so schnell wachsen. Für das zu Ende gehende Jahr werden 3,0 Prozent vorausgesagt. "Das Wachstum dürfte stärker ausfallen als in anderen Mitgliedern des Euro-Raums - nicht zuletzt, da kein nennenswerter Abbau von Privat- und Unternehmensschulden erfolgen muss", schrieb die Industriestaaten-Organisation. 2013 soll es nur noch 2,7 Millionen Arbeitslose geben - 200.000 weniger als in diesem Jahr. Das Staatsdefizit werde bis dahin auf 0,6 Prozent halbiert.

Milde Rezession befürchtet

Allerdings geht die Schuldenkrise nicht spurlos an Europas größter Volkswirtschaft vorbei. Im laufenden Quartal werde das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 0,2 Prozent schrumpfen und zu Jahresbeginn stagnieren. "Das ist eine milde Rezession", sagte OECD-Deutschland-Experte Felix Hüfner. Grund dafür sei die hohe Verunsicherung wegen der nicht enden wollenden Schuldenkrise.
"Unsicherheit ist Gift für die Konjunktur: Unternehmen warten mit Investitionen, Verbraucher schränken ihren Konsum ein und sparen mehr."

Deutschland sei vor allem anfällig für Störungen des Welthandels und des Bankensystems. "Wenn es hier wider Erwarten besser läuft, dann ist die deutsche Wirtschaft besser aufgestellt als viele andere Volkswirtschaften, um von dem dann folgenden Aufschwung zu profitieren", sagte Hüfner.

Krisenländern droht weiteres Rezessionsjahr

Für die Euro-Länder erwarten die Ökonomen im kommenden Jahr lediglich ein Wachstum von 0,2 Prozent, wobei Krisenländern wie Portugal und Griechenland ein weiteres Rezessionsjahr droht. Sie raten der Europäischen Zentralbank (EZB) deshalb zu Zinssenkungen, um mit billigem Geld die Wirtschaft anzukurbeln.
Für 2013 sagt die OECD der Währungsunion ein Wachstum von 1,4 Prozent voraus. Für die weltgrößte Volkswirtschaft USA und die Nummer drei Japan rechnen die Experten für das kommende Jahr jeweils mit einem Plus von 2,0 Prozent. 2013 soll es in den USA bei 2,5 und in Japan bei 1,6 Prozent liegen.

Voraussetzung dafür ist, dass sich die Schuldenkrise nicht weiter verschärft. "Die Euro-Krise ist noch immer das herausragende Risiko für die globale Wirtschaftsentwicklung", warnt die Industriestaaten-Gruppe. "Das Gefahrenpotenzial wird noch dadurch vergrößert, dass in jüngster Zeit auch Länder ins Schussfeld geraten sind, deren Finanzen bisher als relativ stabil galten. Wird den Sorgen der Märkte nicht Rechnung getragen, drohen massive Störungen des Wirtschaftsgefüges und eine neue Kreditknappheit."

Risikofaktor USA

"Die Aussichten verbessern sich nur dann, wenn schnell und entschieden gehandelt wird", sagte OECD-Chefvolkswirt Pier Carlo Padoan. "Um die Ansteckungsgefahr in der Euro-Zone einzudämmen, muss der Europäische Rettungsfonds erheblich aufgestockt und die Europäische Zentralbank mit einbezogen werden." Dies müsse mit Reformen in den einzelnen Ländern einhergehen.

Als zweiter großer Risikofaktor wird die Lage in den USA gesehen. "Sollte kein Weg gefunden werden, die Sparmaßnahmen abzumildern, die per Gesetz ab 2013 greifen, könnte das die Wirtschaft in eine Rezession stürzen, die durch politische Mittel kaum noch aufzufangen wäre", warnt die OECD. Die Vereinigten Staaten benötigten eine überzeugende mittelfristige Finanzplanung. Die USA wollen in den kommenden zehn Jahren rund 1,2 Billionen Dollar einsparen.

(REU)
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