Sorge um "deutsche Vormachtstellung" Berlusconi: Merkels Sparpolitik hemmt Europa

Berlin · Nach einigen Monaten abseits des politischen Betriebs, hat der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi nun Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine "übertrieben strenge Sparpolitik" in der Eurokrise vorgeworfen.

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Foto: dpa, Ciro Fusco

Diese Politik hemme "den Fortschritt in Europa", sagte Berlusconi der "Bild"-Zeitung. Derzeit sei eine "deutsche Vormachtstellung in Europa" zu spüren. Er wünsche sich jedoch von Berlin eine "weitblickende, solidarische und offene Europapolitik". "Wir wünschen uns ein europäischeres Deutschland und kein deutscheres Europa", sagte Berlusconi. Sein Verhältnis zu Merkel bezeichnete der 75-Jährige als "sehr herzlich".

Zu Berichten über ein mögliches Comeback sagte er: "Ich werde oft und sehr hartnäckig darum gebeten. Ich kann nur so viel sagen, dass ich meine Partei 'Volk der Freiheit' nie im Stich lassen würde. " In der vergangenen Woche hatte die Zeitung "Il Corriere della Sera" unter Berufung auf Parteikreise berichtet, Berlusconi werde bei der nächsten Parlamentswahl in Italien wieder kandidieren.

Berlusconi war unter dem Druck der Finanzmärkte und der immens hohen Staatsverschuldung seines Landes im November zurückgetreten. Im "Bild"-Interview sagte er, er sei der erste westliche Spitzenpolitiker gewesen, der die Gefahr der Finanzkrise erkannt und Reformen eingeleitet habe.

Seine Landsleute sehen nach einer am Montag veröffentlichten Umfrage Berlusconis Leistungen deutlich kritischer. 55 Prozent der Befragten gaben an, dass sein Rückzug aus der Politik im vorigen Jahr gut für Italien gewesen sei. 54 Prozent glauben, dass der Rechtspolitiker und Medienunternehmer das Land zum Negativen verändert hat - nur 13 Prozent sagen das Gegenteil.

(AFP)
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