Ratingagentur für Verbraucher An der Schufa kommt keiner vorbei

Düsseldorf · Schufa? Den Namen kennt praktisch jeder, aber kaum jemand weiß wirklich Bescheid. Tatsache ist: Die Schufa besitzt statistisch gesehen von jedem von uns eine elektronische Akte. Grund genug, einen genaueren Blick auf die Schufa zu werfen.

Was macht die Schufa eigentlich?
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Was macht die Schufa eigentlich?

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Foto: dpa, Jens Kalaene

Insgesamt speichert du Schufa einen Datenbestand von 514 Millionen Informationen zu 66,2 Millionen Privatpersonen. Aber die Kreditauskunftei aus Wiesbaden will noch mehr. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner warnt: "Die Schufa darf nicht zum Big Brother des Wirtschaftslebens werden."

Schlagzeilen machte die Schufa zuletzt, als bekannt wurde, dass sie ein Forschungsprojekt gestartet hat, bei dem über automatische Webcrawler soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing nach Nutzerprofilen durchforstet werden sollen, die Aufschlüsse geben können über die Kreditwürdigkeit der Person. Nach heftiger Kritik aus allen politischen Lagern machte die Kreditauskunftei umgehend einen Rückzieher. Dieser Vorgang wirft Fragen auf.

Wer steckt hinter der SCHUFA?

Ursprünglich in Berlin als Schutzgemeinschaft für Absatzfinanzierung gegründet (daher der Name Schufa), später umgegründet in Bundes-Schufa e.V., firmiert sie heute als Schufa Holding AG mit Sitz in Wiesbaden und verwaltet den bundesweit größten Datenpool zur Beurteilung der aktuellen Zahlungsmoral von 66,2 Millionen Bundesbürgern. Zieht man Kinder und Jugendliche (noch nicht kreditfähig) sowie die Mehrzahl der Rentner (nicht mehr kreditwürdig) ab, ist der Schufa praktisch jeder erwachsene Bürger bekannt.

An der Schufa führt kein Weg vorbei. Die Ratingagentur für Verbraucher ist ein rein privatwirtschaftliches Unternehmen. 750 Mitarbeiter erwirtschafteten 2011 einen Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro. An der Spitze amtiert als Vorstandsvorsitzender derzeit ein früherer CDU-Finanzsenator aus Hamburg. Das Unternehmen befindet sich fest in der Hand des Kreditgewerbes.

Anteilseigner sind Kreditbanken (36,4 Prozent), Sparkassen (24,7 Prozent), Privatbanken (17,9 Prozent), Handelsunternehmen (13,1 Prozent) und Genossenschaftsbanken (7,9 Prozent). Daneben gibt es einen 15-köpfigen Verbraucherbeirat., deren Mitglieder u.a. Vorschläge an die SCHUFA herantragen können. Auf der Schufa-Homepage (www.schufa.de) wird er als Konstruktiv kritischer Sparringspartner bezeichnet-

Welche Aufgabe hat die Schufa?

Kernaufgabe der Schufa ist, ihre Vertragspartner vor Kreditausfällen zu schützen. Dafür wird sie schließlich bezahlt. Aber so ganz banal sieht sie ihre Tätigkeit auch wieder nicht. Sie will Nutzen schaffen für Unternehmen und Verbraucher, sie will, dass der Laden läuft.

Kredite sollen nicht verhindert, sondern ermöglicht werden. Die schnelle Übermittlung kreditrelevanter Informationen soll Geschäftsabschlüsse beschleunigen und erleichtern und so volkswirtschaftlichen Nutzen stiften. Schließlich sieht es die Schufa auch als ihre Aufgabe an, Verbraucher durch Warnsignale vor Überschuldung zu schützen.

Woher hat die SCHUFA ihre Informationen?

Die Informationen erhält sie hauptsächlich von ihren rund 7000 Vertragspartnern. Das sind zum Beispiel Banken, Versicherungen, Energieversorger, Telekommunikationsunternehmen, Leasingfirmen und vor allem die vielen Einzelhändler und Versandhäuser, stationär und online.

Aber letztlich sind es die Verbraucher selber, die diese Informationen preisgeben, indem sie bei Kreditgeschäften und Online-Bestellungen die so genannte Schufa-Klausel unterzeichnen. Damit entbindet ein Verbraucher zum Beispiel einen Kreditgeber von der Bankgeheimnispflicht und ermöglicht diesem die Weitergabe von Informationen über die Aufnahme und Abwicklung von Krediten an die Schufa.

Bei Online-Bestellungen ist die Schufa-Klausel oft in den endlosen Allgemeinem Geschäftsbedingungen versteckt. Eine andere Informationsquelle der Schufa sind öffentliche Verzeichnisse und Amtliche Bekanntmachungen.

Welche Informationen erhält die SCHUFA?

Die Vertragspartner melden der Schufa primär die so genannten Stammdaten. Das sind Name, Vorname, Geburtsdatum, Geburtsort und aktuelle Anschrift. Darüber hinaus erhält die Schufa Angaben über die Eröffnung eines Girokontos, die Ausgabe einer Kreditkarte, den Abschluss eines Leasingvertrages, die Gewährung eines Kredits mit Betrag und Laufzeit, die Einrichtung eines Kundenkontos bei Handels- oder Telekommunikationsunternehmens. Es geht weiter mit Informationen über Vertragsstörungen.

Dazu zählen unter anderem Mahnungen, Mahnbescheide, Zahlungsausfälle bei Kreditverträgen, Missbrauch von Kreditkarten und gerichtliche Vollstreckungsmaßnahmen. Aus öffentlichen Verzeichnissen und Amtlichen Bekanntmachungen schöpft die Schufa Informationen über Eidesstattliche Versicherungen (früher Offenbarungseid) und Private Insolvenzverfahren. Aus den vielen gesammelten Informationen bildet die Schufa für jede Person in verschiedenen Bereichen einen so genannten Score-Wert.

Er hat Prognose-Charakter und soll in einer Prozentzahl das Risiko eines Kreditausfalls beziffern. In den Score-Wert fließen Positivmerkmale (Daten über Girokonten, Kredit- und Leasingverträge, Bestellungen und Bürgschaften) und Negativmerkmale (Zahlungsverzug, Mahnbescheide, Vollstreckungsmaßnahmen, Eidesstattliche Versicherungen, Insolvenzverfahren, Scheckkartenmissbrauch) ein.

Was bedeuten die Score-Werte?

Score-Werte sind wie Schulnoten. Sie reichen sozusagen von sehr gut bis ungenügend. Die Schufa-Noten haben folgende Bedeutung:

Wann darf die Schufa Informationen weitergeben?

An dieser Stelle muss man wissen, dass die Schufa pro Tag 275.000 Anfragen von ihren Vertragspartnern erhält. In jedem Einzelfall muss für die Anfrage ein berechtigtes Interesse bestehen, was unter anderem einen nennenswerten Umfang des zugrunde liegenden Geschäfts voraussetzt. Außerdem muss die grundsätzliche Genehmigung der betroffenen Person zur Weitergabe von Informationen vorliegen, was durch die Schufa-Klausel fast ausnahmslos der Fall ist. Wer sie verweigert hat, steht zwangsläufig im Abseits.

Welche Informationen enthält die Schufa-Auskunft?

In der Auskunft ist zusammengestellt, was der Schufa an Informationen über den Verbraucher vorliegt. Neben dem Vor- und Nachnamen, Geburtsdatum und Geburtsort, der aktuellen und eventuell früheren Anschriften finden sich in der Auskunft in der Regel Angaben zu den erwähnten Positiv- und Negativmerkmalen.

Dabei wird unterschieden zwischen A-Vertragspartnern (Kreditgewerbe), die auf Anfrage über beide Merkmale informiert werden, und B-Vertragspartnern (Handel und Dienstleistungen), die nur Informationen über die Negativmerkmale erhalten. Für die Schufa gilt generell, dass keine Daten zu Beruf, Vermögen, Einkommen, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religionszugehörigkeit und Familienstand verarbeitet, gespeichert oder weitergegeben werden dürfen.

Wie kommt ein Verbraucher an seine Schufa-Daten?

Die Schufa war gewiss nicht amüsiert, als sie 2010 vom Gesetzgeber (§ 34 BDSG) verpflichtet wurde, Verbrauchern auf Anfrage einmal jährlich kostenlos ihre bei ihr gespeicherten Daten zur Verfügung zu stellen (Selbstauskunft). Davon wird reger Gebrauch gemacht. Von den insgesamt 1,4 Millionen Auskünften an Privatpersonen im Jahr entfällt etwa die Hälfte auf die gesetzlich geregelte Datenübersicht.

Auf ihrer Verbraucher-Website www.meineschufa.de zeigt sich die Schufa in diesem Punkt allerdings nicht sehr verbraucherfreundlich. Es wird keine Möglichkeit angeboten, die Selbstauskunft online anzufordern, woran datenschutzrechtliche Gründe Schuld sein sollen. Auf der Website kann lediglich der Antrag heruntergeladen werden, der dann per Post an folgende Anschrift zu schicken ist:


Schufa Holding AG
Postfach 610410
10927 Berlin


Aber Achtung! Das Formular bietet alternativ auch einen Bestellschein Bonitätsauskunft. Diesen Service lässt sich die SCHUFA mit stolzen 18,50 Euro vergüten. Die Selbstauskunft kann unter Hinweis auf § 34 BDSG auch formlos mit einfachem Brief und beigefügter Kopie des Personalausweises angefordert werden. Und wer Fragen hat, kann sich telefonisch an folgende Service-Nummer wenden:
01805-724832 (Mo-Fr 08-18 Uhr)

(anch)
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