Schwerpunkt Energiewende Energiepolizist Schornsteinfeger

Berlin · Die Bundesregierung will den Energieverbrauch in Gebäuden senken. Der Umweltminister plant dazu schärfere Kontrollen durch Länderbeamte und Schornsteinfeger. Die Vorschläge sorgen für Ärger in der Regierung.

Wenn es nach den Vorstellungen von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) geht, ist der Schornsteinfeger bald so etwas wie der neue Energieberater Deutschlands. Die Männer und Frauen in der schwarzen Kluft sollen künftig nicht nur zu ihrer regelmäßigen "Feuerstättenschau" Messungen der Heizungsanlagen von Hauseigentümern vornehmen, sondern auch die Energiestandards der Anlagen überprüfen, die Daten im Energieausweis kontrollieren und Tipps zu energiesparendem Heizen im Haushalt geben.

Das ist nur eine der Maßnahmen, mit denen der Umweltminister die deutschen Häuslebauer und Hauseigentümer zu mehr Energiesparen erziehen will. Neben einer stärkeren Stellung für Schornsteinfeger, sollen künftig Länderbeamte stichprobenartige Kontrollen bei Hauseigentümern durchführen dürfen, ob gesetzlich festgelegte Energiestandards eingehalten werden. Zudem sollen Eigentümer belangt werden können, wenn sie Energieausweise nicht ordnungsgemäß anfertigen oder Anlagen nicht wie vorgesehen umrüsten. Wer künftig die Hausfassade seiner Altbauvilla erneuert oder das Dach ausbessern lassen will, muss demnach zwangsläufig die neuesten Standards bei der Wärmedämmung erfüllen. Bei den Neubauwohnungen und -häusern soll der Energiebedarf um ein Drittel abgesenkt werden. Für die Modernisierung eines 150 Quadratmeter großen Reihenhauses können dann schon mal 15 000 Euro fällig werden. Die Pflichten, ab wann Eigentümer Gas- und Ölheizkessel austauschen müssen, sollen verschärft werden. Altmaier stößt mit seinen Vorschlägen bei den Ministern für Wirtschaft (Philipp Rösler, FDP) und Bauen (Peter Ramsauer, CSU) allerdings auf Widerstand. Ihnen gehen die Vorgaben zu weit. Die Ministerien verhandeln derzeit auf Arbeitsebene den Entwurf der Novelle. Im Herbst soll ein Kompromiss stehen.

Sollte sich Altmaier durchsetzen, entstehen für Mieter erhebliche Mehrkosten. Modernisierungen der Heizungsanlage oder der Fassade können Hauseigentümer zu einem bestimmten Teil an Mieter weiterreichen. Ein neuer Gas-Heizkessel kostet nach Schätzungen zwischen 5000 und 9000 Euro. Eine Umrüstung einer Pellet-Anlage kann bis zu 20 000 Euro kosten.

Experten sind sich dennoch einig, dass die Energiesparpotenziale bei Gebäuden am größten sind. Der Gebäudebereich verbraucht 40 Prozent der gesamten Energie in Deutschland. Zugleich werden in privaten Haushalten rund 85 Prozent des Energiebedarfs für Heizungen, Warmwasser und Beleuchtungen eingesetzt. Hinzu kommt: Die meisten Gebäude wurden vor 1979 gebaut, als die Politik mit der Wärmeschutzverordnung das Einsparpotenzial erkannte.

Wenn die steigenden Energiepreise Mieter und Hauseigentümer langfristig nicht überfordern sollen, muss der Energieverbrauch gesenkt werden.

(brö)
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