Patent-Prozess: Apple wollte Autos bauen

San Francisco Steve Jobs war ein Mann der Geheimnisse. Bis zur letzten Minute hat Apple bis heute verschwiegen, wie künftige, neue Produkte aussehen. Die Designabteilung ist ein Hochsicherheitstrakt. Mit einem aktuell laufenden Prozess in San Jose bei San Francisco zwischen Apple und Samsung verliert der Riese aber einen Teil seines Mysteriums. Denn jetzt muss der US-Konzern der Öffentlichkeit einen Blick hinter die Kulissen geben und legt einige wichtige, bis dato unbekannte Ideen offen. Zum Beispiel, dass nach dem Erfolg des iPod-Players auch über eine Kamera oder ein Auto als mögliche nächste Produkte nachgedacht worden ist.

Unter den damaligen Ideen seien zum Teil "verrückte Sachen" gewesen, sagte Marketingchef Phil Schiller im kalifornischen Patent-Prozess gegen Samsung. Die Apple-Spitze um Gründer Steve Jobs habe sich aber schließlich für den Einstieg ins Handy-Geschäft mit dem iPhone entschieden.

Der Prozess lüftet noch weitere Geheimnisse. So waren Branchenkenner jahrelang davon ausgegangen, dass Apple intern beschließt, wie das neue Design der Geräte aussehen soll. Doch weit gefehlt: Man weiß nun, dass Apple sehr wohl wie alle anderen auch Kundenbefragungen durchführt, anstelle den Nutzern mit einem Anflug von Arroganz das vorzusetzen, was man für richtig hält. Und dass der Konzern in Wirklichkeit schon über ein kleineres iPad nachdachte, als Jobs Geräte dieser Größe grundsätzlich zu "Totgeburten" erklärte.

Apple will in dem Prozess beweisen, dass Samsung iPhone und iPad kopiert hat. Die Südkoreaner bestreiten, dass Apple mit seinen Geräten etwas wirklich Neues erfunden habe. In einem bereits in Düsseldorf beendeten Prozess hatte sich Samsung beispielsweise auf den Film "2010 – Odyssee im Weltraum" berufen, da es dort ebenfalls iPad-ähnliche Computer gegeben hatte. Apple und Samsung liefern sich bereits seit mehr als einem Jahr einen weltweiten Patentkrieg.

Um den Streit zu gewinnen und die Geschworenen zu überzeugen, nutzt Apple nun die Prototypen der Ideenschmiede. Dieses Verhalten passt zum Kurs des heutigen Chefs Tim Cook, der Jobs kurz vor seinem Tod abgelöst hat. In einem knappen Jahr an der Apple-Spitze hat Cook deutlich gemacht, dass er für mehr Offenheit steht. Das Unternehmen reagierte auf Vorwürfe zu schlechten Arbeitsbedingungen in China mit dem Beitritt zu einer unabhängigen Prüforganisation und veröffentlichte die Liste seiner Zulieferer.

Nur bei künftigen Produkten hört die neue Offenheit nach wie vor auf – auch im Gerichtssaal verweigerte Marketingchef Phil Schiller eine Antwort auf eine Frage der Samsung-Anwälte zum Design des für Herbst erwarteten nächsten iPhone.

(RP)
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