Berlin Energiebranche völlig zerstritten wegen Atom

Berlin · In der deutschen Energiewirtschaft ist ein offener Streit über die Atomwende ausgebrochen. Der größte Dachverband der Branche, der Bundesverband der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), sprach sich für einen Ausstieg aus der Kernenergie bis 2020 aus. "Die im BDEW organisierte Energiewirtschaft spricht sich aus für den schnellen und vollständigen Ausstieg aus der Kernenergienutzung bei Sicherstellung von Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Bezahlbarkeit bis 2020", sagte die Hauptgeschäftsführerin Hildegard Müller der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" von heute.

Spätestens 2023 sollten die letzten Meiler wie im 2002 ausgehandelten Ausstiegsbeschlusses vorgesehen abgeschaltet werden. Die AKW-Betreiber RWE und Eon protestierten umgehend. Es sei klar, dass die Reaktorkatastrophe in Fukushima in der Branche zu einer Neubewertung der Kernenergie führe, sagte Müller, die der CDU angehört. "Wir haben uns am Freitag auf eine klare Position geeinigt."

Auf die Frage, ob dies auch von den vier Konzernen mit Atomkraftwerken mitgetragen werde, sagte sie, der Beschluss sei nach intensiver Debatte gefallen. "Natürlich werden einzelne Unternehmen diesen Beschluss für sich gesondert bewerten. Das ist legitim, stellt aber den Branchenkompromiss insgesamt nicht infrage." Der Versorger Eon erklärte, die Festlegung des BDEW auf konkrete Jahreszahlen für eine Abschaltung werde für grundsätzlich falsch gehalten. Eon trage die Festlegung nicht mit. Auch RWE lehnt die BDEW-Entscheidung entschieden ab. Eon drohte unverhohlen damit, den BDEW nun zu verlassen. Ein Eon-Sprecher betonte, der Konzern werde seine Mitgliedschaft prüfen.

(RP)
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