Warum Diesel teurer werden soll

Brüssel/Düsseldorf Die EU-Kommission will Kraft- und Heizstoffe nicht mehr nach Menge, sondern nach dem Energiegehalt und dem Ausstoß von Treibhausgasen besteuern. Entsprechende Pläne, die unserer Zeitung vorliegen, will Kommissar Algirdas Semeta kommende Woche vorstellen. Das Vorhaben könnte den Steuersatz für Diesel-Kraftstoff in Deutschland um etwa 60 Prozent nach oben treiben – auf 75 Cent pro Liter. "Verbraucher müssten für den Liter Diesel beim Tanken dann mindestens zehn Cent mehr bezahlen als für den Liter Benzin", sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), unserer Zeitung.

Zudem verlören Diesel-Fahrzeuge für Viel-Fahrer ihre Attraktivität. Bisher sind sie zwar in der Anschaffung teurer, aber wegen der geringeren Spritpreise und einem niedrigeren Verbrauch am Ende oft günstiger. Im ersten Quartal waren laut VDA 45,6 Prozent aller Neuzulassungen Diesel-Fahrzeuge. Da ein Liter Dieselkraftstoff viel energiehaltiger ist als ein Liter Benzin, müsste der Mindestsatz für Diesel nach den Brüsseler Vorgaben um rund 15 Prozent über dem von Benzin liegen. Derzeit liegt er in Deutschland aber mit 47 Cent stark unter dem für Benzin (65 Cent). Wenn der Steuersatz für Benzin nicht sinkt, müsste die Energiesteuer auf Diesel um etwa 28 Cent pro Liter steigen. Der gesamte Straßengütertransport würde sich erheblich verteuern, denn 99 Prozent aller Nutzfahrzeuge haben einen Dieselmotor. "Das bedeutet höhere Verbraucherpreise. Jeder Schokoriegel würde teurer", so Wissmann.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen befürwortet das Vorhaben der EU. "Es gibt keinen Grund, Diesel künstlich zu subventionieren, um Viel-Fahrern günstigen Kraftstoff zu bieten", sagte Dudenhöffer unserer Zeitung. Die Steuer-angleichung würde vor allem die Entwicklung der Hybridautos stärken. Geht es nach der Kommission, müsste die Neubesteuerung bis 2020 umgesetzt sein. Noch ist unklar, ob die Pläne in Kraft treten. Bei Steuerfragen hat in Europa jedes Land ein Vetorecht. Die Bundesregierung soll nicht begeistert sein.

(RP)
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