Übernahme in der Auto-Industrie Franzosen wollen mit Zulieferer Hella an die Weltspitze

Lippstadt · Die Eigentümerfamilie will sich von ihren Anteilen am Auto-Zulieferer Hella trennen. Interesse zeigt der französische Konkurrent Faurecia. Er hat mit dem Licht-Spezialsten aus Lippstadt große Pläne.

 Das Logo des Unternehmens steht vor der Zentrale des Automobil-Zulieferers Hella in Lippstadt.

Das Logo des Unternehmens steht vor der Zentrale des Automobil-Zulieferers Hella in Lippstadt.

Foto: dpa/David Inderlied

 Faurecia will durch den Zusammenschluss mit dem Licht-Spezialisten Hella schneller wachsen und in die Spitze der weltgrößten Automobilzulieferer vorstoßen. „Wir haben zwei erfolgreiche Unternehmen kombiniert“, sagte Vorstandschef Patrick Koller am Montag, der die Stärken der Lippstädter in den Bereichen Licht und Elektronik hervorhob: „Wir wollen unsere Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor reduzieren.“

Am Wochenende war bekannt geworden, dass der französische Zulieferer Hella übernehmen will. Mit der Übernahme steigt Faurecia zum siebtgrößten Autozulieferer der Welt auf – mit einem Umsatz von dann rund 23 Milliarden Euro und mehr als 150.000 Mitarbeitern. Die Franzosen bieten den Aktionären 60,96 Euro je Aktie. Der Großteil der Hella-Aktien ist noch immer im Besitz der Eigentümerfamilie Hueck. Diese hat bereits ihre Zustimmung signalisiert – und offenbar sogar höhere Angebote ausgeschlagen. „Wir haben nach dem besten Eigentümer gesucht, mit Blick auf die Interessen der Mitarbeiter und Führungskräfte“, sagte Jürgen Behrend, Treuhänder der Eigentümerfamilie, dem „Handelsblatt“.

Patrick Koller betonte in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Hella-Chef Rolf Breidenbach, dass man selbstverständlich alle geltenden Verträge respektieren werde. Befürchtungen, die Übernahme werden einhergehen mit einem breit angelegten Stellenabbau erteilte er eine Absage. „Es gibt eine Menge Möglichkeiten, ohne dass wir über Stellenabbau reden müssen.“ Koller sieht vielmehr Wachstumschancen für beide Unternehmen, das neue Unternehmen solle schneller wachsen als der Markt. „Wir brauchen Hella und Hella braucht uns.“

Aus Sicht von Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte und Leiter des Center Automotive Research in Duis­burg, wird es mittelfristig jedoch auch um den Abbau von Personal gehen: „Keine Übernahme läuft ohne Arbeitsplatz-Kürzungen“, so Dudenhöffer. Der Standort Lippstadt werde an Bedeutung verlieren, auch wenn dort künftig die Verantwortung für drei von sechs Geschäftsbereichen liegen soll. „Die Entscheidungen im Unternehmen werden in Zukunft in Paris getroffen“, sagte Dudenhöffer.

Dort könnte demnächst dann auch unter anderem über den Namen abgestimmt werden. Denn ob das zukünftige Gemeinschaftsunternehmen immer noch Faurecia bzw. Hella heißt, ließ Patrick Koller offen: „Der Name Hella hat viel Wert. Wir müssen uns aber überlegen, ob nicht vielleicht ein neuer Name für die ganze Gruppe Wert bringen könnte.“

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