Interview mit dem Gouverneur von Minnesota "3M ist ein Brückenkopf für Minnesota"

Neuss/Düsseldorf · Der Gouverneur des US-Bundesstaats will mit einer neu gegründeten Handelsmission von Düsseldorf aus in ganz Europa um Direktinvestitionen werben. Schon jetzt sind 80 Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen in Minnesota tätig. Im Interview mit unserer Redaktion spricht er über die wirtschaftliche Zusammenarbeit.

 Mark Dayton spricht im Interview mit unserer Redaktion über die Zusammenarbeit zwischen den USA und Deutschland.

Mark Dayton spricht im Interview mit unserer Redaktion über die Zusammenarbeit zwischen den USA und Deutschland.

Foto: ap

Herr Gouverneur, was lockt den Regierungschef von Minnesota nach Nordrhein-Westfalen?

 Die deutsche Hauptverwaltung des Technologieunternehmens in Neuss. Auch das 3M-Forschungs- und Entwicklungszentrum hat seinen Sitz in der Stadt. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen rund 6200 Mitarbeiter.

Die deutsche Hauptverwaltung des Technologieunternehmens in Neuss. Auch das 3M-Forschungs- und Entwicklungszentrum hat seinen Sitz in der Stadt. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen rund 6200 Mitarbeiter.

Foto: 3M

Dayton (lacht) Das Business natürlich! Nein, ganz im Ernst, wir sind mit einer ganzen Delegation hierher gekommen, weil wir enormes Potenzial für einen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Minnesota und Nordrhein-Westfalen sehen. Das ist auch der Grund, warum wir künftig ständig hier vor Ort vertreten sein wollen. Im Herbst wollen wir in Düsseldorf eine Handelsmission einrichten, die aber nicht nur für NRW und Deutschland, sondern für ganz Europa zuständig sein wird. Es wird das zweite Büro dieser Art weltweit sein; nur in Schanghai gibt es ein weiteres.

Warum haben Sie Düsseldorf als Standort gewählt?

Dayton Wegen der extrem verkehrsgünstigen Lage in Europa und weil wir in der Region schon Brückenköpfe haben wie zum Beispiel die aus Minnesota stammende Firma 3M in Neuss, die dort ebenfalls ihre Deutschland-Zentrale hat. Das ist aber nur eines von mehreren Beispielen. Und wir haben festgestellt, dass sich auch die Unternehmenskultur ähnelt. Wir haben in Minnesota zwar auch einen sehr umfangreichen Agrarsektor, aber wir setzen seit Jahren stark auf innovative Branchen wie Biowissenschaften und Medizintechnik sowie erneuerbare Energien. Und da hat eben auch NRW einiges zu bieten. Obendrein gibt es auch kulturelle Verbindungen wie die sehr lebendige Städtepartnerschaft zwischen Neuss und Saint Paul, der Hauptstadt von Minnesota. Kein Wunder, wenn man weiß, dass 36 Prozent der Menschen in Minnesota deutsche Wurzeln haben — ich übrigens auch!

Wo liegen für Sie die Unterschiede zwischen den europäischen und den asiatischen Märkten?

Dayton Hier in Europa, und ganz besonders in Deutschland, haben wir nach wie vor eine sehr viel höher entwickelte Industrie. In Asien geht es für Minnesota bis heute vordringlich um landwirtschaftliche Exporte, hier bei Ihnen geht es vor allem um Hightech. Und vor allem auch darum, deutsche Direktinvestitionen nach Minnesota zu holen. Das ist ein neuer Ansatz für uns, und wir erhoffen uns daher sehr viel von dem neuen Büro in Düsseldorf. Schon heute sind mehr als 80 deutsche Tochtergesellschaften in Minnesota präsent. Wir finden aber, es dürfen noch deutlich mehr werden!

Die EU und die USA beginnen Verhandlungen über ein großes transatlantisches Freihandelsabkommen — was versprechen sie sich davon?

Dayton Es wäre ein gewaltiger Durchbruch und würde auf beiden Seiten des Atlantiks viele Jobs schaffen. Die Idee gibt es ja schon seit vielen Jahren, und jetzt ist die Zeit einfach reif dafür. Aber machen wir uns nichts vor: Es wird schwierig, weil beide Seiten Zugeständnisse machen müssen, um Handelshemmnisse abzubauen. Präsident Barack Obama will die Verhandlungen bis Ende 2014 durchziehen und sie durch den US-Kongress bringen, bevor der Anfang 2015 teilweise neu gewählt wird. Das ist ein enges Zeitfenster, zugegeben, aber ich bin optimistisch.

Wie sieht man in den USA die derzeitige wirtschaftliche Lage in Europa?

Dayton Es gibt sicherlich eine Tendenz in den USA, alle europäischen Länder in dieser Krise über einen Kamm zu scheren, aber gerade bei uns in Minnesota mit unseren starken historischen Bindungen nach Deutschland gibt es ein starkes Bewusstsein dafür, dass sich die Lage hierzulande sehr positiv abhebt. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands imponiert, und sie ist für uns ein Vorbild.

Matthias Beermann führte das Gespräch

(RP/felt)
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