Piloten und Flugbegleiter Bei Air Berlin und Germanwings drohen Streiks

Düsseldorf · Der Luftfahrtbranche stehen pünktlich zum Ferienbeginn zwei große Tarifkonflikte ins Haus: Bei Air Berlin könnten die Piloten noch diese Woche in den Ausstand treten, bei Germanwings wären es ab dem 6. Juli die Flugbegleiter.

Streik: Ihre Rechte als Fluggast
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Foto: AP

Es sind Horrorvorstellungen für zahlreiche Reisende: lange Schlangen vor den Flugschaltern und blinkende "Storniert"-Zeichen an den Anzeigetafeln, weil die Fluggesellschaft bestreikt wird. Für viele könnte dieser Alptraum in den kommenden Tagen Realität werden: Die Piloten-Gewerkschaft Cockpit hat noch für diese Woche Streiks bei Air Berlin angekündigt.

Ursprünglich war von "Mitte der Woche" die Rede. Da die Gewerkschaft den Warnstreik aber zwölf Stunden im Vorfeld ankündigen will, dürfte es nach Stand gestern Abend frühestens Freitagmorgen so weit sein. Dass die Gewerkschaft die Piloten am Wochenende zu einem Ausstand aufruft, sei zwar möglich, aber höchst unwahrscheinlich, heißt es bei Gewerkschaftsexperten — schließlich träfe Cockpit dann in erster Linie Privatreisende. Der Imageschaden wäre beträchtlich, denn ausgerechnet Familien auf dem Weg in den zusammengesparten Urlaub wären die Leidtragenden.

Es besteht immer noch die Chance, dass sich die Tarifparteien in letzter Minute einigen könnten. Einem Air-Berlin-Sprecher zufolge gebe es weiterhin Gespräche mit der Vereinigung Cockpit. Über die Inhalte schwieg sich das Unternehmen allerdings aus. Auch die Gewerkschaft bestätigte den Fortgang "bilateraler Gespräche". Bislang habe es zwar keine Nachbesserung gegeben, sagte Verhandlungsführer Markus Germann. "Aber ich bin da Optimist. Vielleicht reicht die Ankündigung allein, und das Instrument selbst muss gar nicht mehr angewendet werden." Sollte sich Air Berlin allerdings weigern, wäre es der erste Pilotenstreik bei Air Berlin — sieht man von einem Streik bei der übernommenen LTU vor vier Jahren ab. Dass sich die Verhandlungen bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft so schwierig gestalten, liegt unter anderem an dem Sanierungsprogramm "Turbine", mit dem der Konzern bis Ende 2014 Einsparungen von 400 Millionen Euro erzielen will.

Ufo ruft zur Urabstimmung

Neben Air Berlin steht auch der Lufthansa-Tochter Germanwings Ärger ins Haus. Nach neunmonatigen Verhandlungen über Verbesserungen im Manteltarifvertrag sowie eine Lohnforderung von fünf Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten hat die Unabhängige Flugbegleiterorganisation (Ufo) zur Urabstimmung aufgerufen. Bis zum 5. Juli haben die Mitglieder Zeit, um dem Vorstand grünes Licht für einen Arbeitskampf zu geben.

"Wir bereiten parallel zu den noch anstehenden Gesprächen die Streiks vor", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies unserer Zeitung. "Wir wären in der Lage, am 6. Juli morgens aufzurufen. Lange Vorlaufzeiten wären nicht nötig." Seitdem die Mitglieder zum Urnengang aufgerufen seien, habe die Gesprächsfrequenz mit der Unternehmensseite deutlich zugenommen, so der Ufo-Chef. "Weil zahlreiche Urlaubsreisende allein schon aufgrund der Ankündigung ihre Flüge stornieren, dürfte dem Unternehmen die Ernsthaftigkeit des Anliegens klar geworden sein." Bislang habe sich Germanwings allerdings noch nicht bewegt, bleibe bei der ablehnenden Haltung zu einer Lohnerhöhung. Und das trotz der gestiegenen Anforderungen an die Mitarbeiter — dem Gewerkschaftschef zufolge liegt die Mehrarbeit nach der Umstrukturierung bei Germanwings bei zehn bis 15 Prozent. Angesichts der Inflation entspräche die Nullrunde einer Reallohnkürzung. Baublies spricht deshalb von einem "Nichtangebot" des Unternehmens.

Bei dem Germanwings-Streit geht es nicht ausschließlich um eine Lohnerhöhung, sondern vor allem um eine Neugestaltung des Manteltarifvertrags. Dabei ist den Arbeitnehmern vor allem die Entfristung der Verträge vieler Flugbegleiter ein Anliegen. Deren Quote beläuft sich Gewerkschaftsangaben zufolge auf etwa 72 Prozent.

Die Streitigkeiten bei Germanwings und Air Berlin — sie sind nur eine weitere Etappe in einem für die Luftfahrtbranche ohnehin schon schwierigen Jahr. Im Frühjahr hatten das Sicherheitspersonal an den Flughäfen und die Lufthansa-Beschäftigten gestreikt und für zahlreiche Flugausfälle gesorgt.

(RP/felt)
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