Damen auf Platz Acht - Männer nur 13. WM verändert Machtverhältnisse im deutschen Kunstturnen

Gent (rpo). Binnen 24 Stunden haben sich über Jahrzehnte hinweg zementierte Machtverhältnisse im deutschen Kunstturnen radikal verändert. Die Frauen auf Rang acht, die Männer nur 13. - niemand hatte mit solchen Ergebnissen gerechnet.

Weltweit deutlich populärer bei Zuschauern, Fernsehsendern und vor allem auch Sponsoren ist stets das Frauenturnen gewesen. Man mag das harte Training für sehr junge Athletinnen kritisieren und speziell männlichen Fans nicht immer nur sportliches Interesse unterstellen - telegener, weil bunter und zirzensischer, sind die Darbietungen der in farbige Trikots gehüllten Athletinnen allemal.

Wenn nun in Deutschland das verschüttete Interesse an den Kunstturnerinnen durch Leistung neu belebt wird, muss das für die Männer nicht mal ein Nachteil sein. Beispiele aus den USA und Rumänien belegen, dass die dortigen Verbände dank lukrativer Sponsorenverträge für die Mädchen auch ihren zeitweise lahmenden Männern wieder auf die Sprünge helfen konnten.

Um in der Konkurrenz mit anderen Sportarten mehr als bisher ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken, bedarf es allerdings einer nicht nur in sportlicher Hinsicht herausragenden Athletin. Iin Gent definierte sich der Erfolg (noch) über eine grundsätzlich lobenswerte mannschaftliche Geschlossenheit und nicht über herausragende individuelle Leistungen.

Die Turner profitierten in diesem Sinne ein Jahrzehnt lang von Andreas Wecker. Der exzentrische Berliner, Olympiasieger und Weltmeister am Reck, polarisierte Mitturner, Funktionäre und die geneigte Öffentlichkeit. Bei ihm waren auch Ehescheidung, mondäne Freundin und sein Faible für noble Autos von allgemeinem Interesse. Eine Andrea Wecker ist allerdings im DTB noch nicht in Sicht.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort