Nach dem Ausscheiden in der CL BVB bleibt europäisches Mittelmaß
Liverpool (rpo). Bei Borussia Dortmund geht die Angst vor einem erneuten Absturz in die sportliche Bedeutungslosigkeit um. Nach der folgenschweren 0:2 (0:1)-Schlappe beim FC Liverpool, mit dem sich der aufwendig runderneuerte Luxuskader frühzeitig aus der Champions League verabschiedete, wurden Erinnerungen an das Jahr 1999 wach.
Dem damaligen Vorrunden-Knockout in der europäischen Königsklasse folgten beim BVB turbulente Wochen mit zwei Trainer-Entlassungen und nervenaufreibendem Abstiegskampf. Eine ähnliche Entwicklung mochte Jens Lehmann im ersten Ärger über die Niederlage nicht ausschließen.
"Ich habe Bedenken. Wir sind nach gutem Saisonstart mit Lässigkeit abgerutscht und stehen mittlerweile sechs Punkte hinter dem Tabellenführer. Aber bei uns ist gute Laune angesagt", wetterte der Torhüter drauflos - und fürchtet: "Wenn wir so weiter spielen, scheiden wir auch im UEFA-Cup in der nächsten Runde aus."
Historische Parallelen sind unverkennbar. Damals wie heute ging es in der Meisterschaft nach erfolgreichem Saisonstart bergab, damals wie heute wurde der ambitionierte Revier-Club jäh aus seinen Träumen von einer Rückkehr in den erlauchten Kreis des europäischen Fußball-Adels gerissen. Der Blick in die Vergangenheit stimmte auch Matthias Sammer nachdenklich: "Wir sind schon einmal frühzeitig aus der Champions League ausgeschieden und haben dann den Boden unter den Füßen verloren. Das darf uns nicht noch einmal passieren. Aber wenn wir nun alle den Kopf in den Sand stecken, sehe ich diese Gefahr."
Mit einem Heimsieg am Samstag im Bundesliga-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart sollen die aufkommenden Zweifel im Keim erstickt werden. Noch mag Gerd Niebaum nicht daran glauben, dass die sündhaft teuren Investitionen zur Verstärkung des Teams sich in keiner Weise bezahlt machen. "Vergleichbare Probleme werden wir diesmal nicht bekommen. Wir sind viel gefestigter als vor zwei Jahren", urteilte der Vereinspräsident und sprach sich selbst Mut zu. Dennoch kam er nicht umhin, zum wiederholten Mal die fehlende Klasse seines Star- Ensembles zu beklagen: "Die Mannschaft hat Anschauungsunterricht bekommen, wie international Fußball gespielt wird."
Vergebliche Bemühungen
Zwar mühte sich die Borussia in der Kultstätte an der "Anfield Read" redlich, ließ aber im Vergleich zum Gegner die nötige Entschlossenheit im Spiel nach vorn vermissen. Tore von Vladimir Smicer (15.) und Stephen Wright (82.) besiegelten vor 45 000 Zuschauern den Abstieg des einstmals glorreichen Champions-League- Siegers (1997) in den UEFA-Cup. Obwohl das börsennotierte Fußball- Unternehmen damit die mit weiteren 30 Millionen Mark dotierte Zwischenrunde verpasste, hält sich der kaufmännische Schaden nach Ansicht von Michael Meier in Grenzen. Besorgt um die Gunst der Aktionäre verzichtete der Manager wohlweislich auf eine Art von Gewinnwarnung: "Finanziell ist das durch die dezentrale Vermarktung der Spiele im UEFA-Cup zu kompensieren."
Doch die Aussicht auf Spiele im "Cup der Verlierer" konnte die gedrückte Stimmung beim anschließenden Gala Diner im noblen Craxton Wood Hotel nicht aufbessern. Vor allem bei Lehmann saß der Frust tief. Fast schien es, als habe er den Glauben an ein Comeback des BVB im Konzert der Großen schon verloren. Selbstkritisch befand er: "Vielleicht sind wir erst in drei oder vier Jahren so weit, dass wir die Vorrunde locker überstehen. Das hat weniger mit den Gegnern zu tun, als vielmehr mit der Naivität, mit der wir die Sache angehen."