"Ansichten aus der Steinzeit" Skiflug-Verbot für Frauen bleibt bestehen und sorgt für Kritik

Katharina Althaus und Co. dürfen auch im kommenden Weltcup-Winter nicht skifliegen. Das "Flug-Verbot" für Frauen sorgt für scharfe Kritik. Der Ruf nach Gleichberechtigung wird immer lauter.

 Katharina Althaus.

Katharina Althaus.

Foto: dpa/Alex Nicodim

"Diskriminierung", "Ansichten aus der Steinzeit", "dumme Argumente": Der erneut geplatzte Traum vom Fliegen hat im Lager der Skispringerinnen für Empörung gesorgt. "Das ist enttäuschend. Da haben Leute entschieden, die keine Ahnung haben", sagte Norwegens Olympiasiegerin Maren Lundby stellvertretend für viele Kolleginnen der Zeitung Dagbladet.

Lundby, aber auch die WM-Zweite Katharina Althaus aus Oberstdorf, hatten für den kommenden Winter auf den ersten Weltcup auf einem "Monster-Bakken" gehofft. Auf den riesigen Schanzen, von denen derzeit nur vier zugelassen sind, werden Weiten von 250 m erreicht. Entsprechend groß war die Enttäuschung, als nun der neue Kalender veröffentlicht wurde. Vor allem Norwegen hatte sich mit Vikersund für eine Premiere stark gemacht, wurde aber nicht erhört.

Der Deutsche Skiverband (DSV) sieht die Lage indes differenzierter. "Es ist definitiv nur eine Frage der Zeit, bis auch die Damen skifliegen werden. 15 bis 20 Springerinnen wären dazu auch jetzt schon in der Lage", sagte DSV-Sportdirektor Horst Hüttel dem SID: "Aber für einen kompletten Weltcup mit 40 Springerinnen ist es aus meiner Sicht für manche Mädchen zu früh. Gerade bei Großschanzen-Wettbewerben mit schwierigen Bedingungen sieht man schon noch im hinteren Leistungsbereich größere Schwächen und Defizite."

Während Hüttel mit Test-Wettkämpfen weiter Schritt für Schritt Erfahrungen sammeln will, fand sein norwegischer Kollege Clas Brede Brathen drastische Worte. Immerhin habe die Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz schon 2003 mit einem Flug auf 200 m gezeigt, dass es geht. Nun habe er bei der Kalender-Konferenz "Ansichten aus der Steinzeit gehört", sagte Brathen der Zeitung VG, das Argument des hohen Verletzungsrisikos wollte er nicht gelten lassen. Der neue FIS-Renndirektor Sandro Pertile, Nachfolger von Walter Hofer, hatte zuletzt ähnlich wie Hüttel vor einen zu schnellen Vorgehen gewarnt.

Tatsächlich sind selbst Großschanzen mit Weiten um 120 m für Althaus und Co. noch immer keine Selbstverständlichkeit. Gut die Hälfte der Weltcup-Wettbewerbe fand zuletzt auf den noch kleineren Normalschanzen statt. "Wir müssen den Anteil der Großschanzen mindestens auf zwei Drittel schieben", sagt Hüttel. Den norwegischen Vorschlag, beim Finale der Raw-Air-Tour in Vikersund zumindest die besten Frauen der Gesamtwertung fliegen zu lassen, würde er aber ausdrücklich unterstützen, sagt Hüttel.

Kommende Saison wird das aber kaum der Fall sein, an dem Vikersund-Wochenende steht für die Frauen bereits ein Weltcup in Russland auf dem Programm. Festgezurrt wird der Kalender zwar erst am 15. Mai, viel ändern dürfte sich aber nicht mehr. Das Warten auf das erste Skifliegen geht also weiter.

(ako/sid)
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