Einzel über 15 Kilometer Biathletinnen verpassen Top Ten — Domratschewa siegt erneut

Sotschi · Die deutschen Biathletinnen haben auch im dritten Einzelrennen bei Olympia in Sotschi enttäuscht. Laura Dahlmeier war auf Platz 13 noch die Beste.

 Laura Dahlmeier war als 13. beste Deutsche im Einzelrennen.

Laura Dahlmeier war als 13. beste Deutsche im Einzelrennen.

Foto: dpa, hak

Nach dem dritten Akt des Olympia-Debakels der deutschen Biathletinnen sprach Uwe Müssiggang Klartext. "Man muss das bisherige Abschneiden als ungenügend bezeichnen", sagte der Chef-Bundestrainer. Im Einzel über 15 km waren seine Skijägerinnen bei den Winterspielen erneut meilenweit von den Medaillenrängen entfernt. Nachwuchshoffnung Laura Dahlmeier war mit einem Schießfehler als 13. einziger kleiner Lichtblick in einer abermals desolaten Mannschaft.

Müssiggang, der mit der Generation um Magdalena Neuner und Kati Wilhelm einst seinen Sport beherrscht hatte, bat um Nachsicht. "Wir haben in den letzten Jahren fast eine gesamte Mannschaft durch Rücktritte verloren und müssen eine neue aufbauen. Das wird noch eine Weile dauern." In Sotschi droht jedoch eine historische Pleite: Zum ersten Mal in der Geschichte der Winterspiele könnte es keine Medaille für die Biathletinnen geben.

"Wir können nicht zufrieden sein", sagte auch Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig. In der Loipe und am Schießstand waren die DSV-Skijägerinnen in Abwesenheit der erkälteten Doppel-Olympiasiegerin Andrea Henkel erneut nicht konkurrenzfähig - die Zeitrückstände auf die siegreiche Weißrussin Darja Domratschewa, die sich nach ihrem Sieg in der Verfolgung zur Doppel-Olympiasiegerin krönte, waren gigantisch.

"Es ist keine einfache Situation für uns, aber die Stimmung im Team ist sicher nicht so schlecht, wie es von außen wirkt", sagte Dahlmeier. Franziska Hildebrand meinte: "Es ging mir läuferisch sehr, sehr schlecht. Zwei Fehler können passieren, mit einer guten Laufleistung kommt dann immer noch etwas Gutes dabei raus. Aber so schlecht wie es hier lief..."

Bei ihrem Olympia-Debüt landete die 26-Jährige aus Clausthal-Zellerfeld mit 5:46,8 Minuten Rückstand auf dem indiskutablen 38. Platz. Die ehemalige Langläuferin Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) hatte bereits nach drei Fehlern im ersten Schießen keine Chance mehr auf eine Top-Platzierung und kam schließlich auf Platz 20 (+4:10,8). "Die ersten drei Schüsse waren oben rechts, sonst wäre ich hier in die Top 10 gelaufen", sagte Sachenbacher-Stehle und fluchte: "Scheiß erstes Schießen!"

Noch schlimmer erwischte es die Jüngste im Team: Franziska Preuß (Haag) gab das Rennen nach zwei Schießeinlagen und fünf Fehlern auf und weinte nach der Enttäuschung im Ziel bittere Tränen. Die 19-Jährige stapfte in der Mixed Zone an den Journalisten vorbei und war nicht zu trösten. "Es war ein Fehler sie einzusetzen", gab Hönig zu.

Am Donnerstag hatte Erik Lesser Silber im Einzel der Männer gewonnen, der Coup sorgte bei den Frauen jedoch nicht für den erhofften Befreiungsschlag. Dabei sind im Biathlon-Zirkus der Damen Überraschungen durchaus an der Tagesordnung. Außer Domratschewa strauchelten die Favoritinnen. Mit Selina Gasparin (+1:15,7), die auf Platz zwei die erste Biathlon-Medaille für die Schweiz gewann, und Domratschewas Teamkollegin Nadeschda Skardino (+1:38,2/beide ohne Fehler) auf dem Bronzerang hatte kaum jemand gerechnet.

Doppel-Olympiasiegerin Henkel, die 2002 in Salt Lake City über 15 km Gold gewonnen hatte, wurde schmerzlich vermisst. Allerdings hatte die 36-Jährige aus Großbreitenbach in Sprint und Verfolgung enttäuscht, und den Start im Einzel abgesagt, um sich für den Massenstart und die Staffeln zu schonen. Im Vorjahr hatte die achtmalige Weltmeisterin im Klassiker bei der WM in Nove Mesto noch die Silbermedaille gewonnen.

Die deutschen Männer kämpfen nach Lessers Silber-Coup am Sonntag (16.00/19.00 Uhr MEZ/OZ) im Massenstart um die zweite Medaille der Spiele. "Ich werde die Top 10 anpeilen", sagte Lesser bescheiden: "Meine Erwartungen sind jetzt nicht gestiegen." Neben dem Thüringer gehen im letzten Einzelrennen in Sotschi Simon Schempp (Uhingen) und Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) an den Start. Anschließend folgen noch die Mixedstaffel und die Staffelrennen.

(sid)
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