Überraschender Rücktritt beim 1. FC Köln Stanislawski lässt viele Fragen offen

Holger Stanislawski ist als Trainer des 1. FC Köln zurückgetreten. Doch die Frage ist: Warum genau? Anti-Stimmung herrschte nicht. Auch ein Wechsel nach Bremen soll nicht der Grund sein.

Holger Stanislawski – St. Pauli-Legende und Supermarkt-Besitzer
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Das ist Holger Stanislawski

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Foto: rpo, Falk Janning

Vorbereiteter Wechsel zu Werder Bremen, Eingeständnis des Scheiterns oder Kapitulation vor Perspektivlosigkeit: Der überraschende Rücktritt von Trainer Holger Stanislawski beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln wirft viele Fragen auf. Der 43-Jährige erklärte, es habe die "Konsequenzen gezogen" aus der verpassten Relegation. Spannend wird aber zu beobachten sein, ob Stanislawski in den nächsten Tagen nicht doch als neuer Trainer in Bremen vorgestellt wird.

Geschäftsführer Thomas Eichin wies am Sonntag einen Zusammenhang mit Stanislawskis überraschendem Rücktritt zurück. "Dass Stani zurückgetreten ist, hat mich selber überrascht. Das hat aber nichts mit Werder zu tun", sagte Eichin der Nachrichtenagentur dpa.

Kritik hat Stanislawski getroffen

Fakt ist: "Stani", dessen Vertrag nun zum 30. Juni vorzeitig aufgelöst wird, wurde in Köln von Teilen der Fans und Medien zwar kritisch gesehen. Ihm wurde (zu Recht) vorgeworfen, sein Konzept sei kaum zu erkennen und er habe einige Spiele mit kuriosen Auswechslungen "vercoacht". Die Bild-Zeitung analysierte kürzlich: "Nur Umarmungen, mit allen per Du und flache Aussagen alleine reichen nicht."

Insgesamt aber gab es im Umfeld kein solch große Anti-Stanislawski-Stimmung, dass unbedingt Not bestanden hätte, "den Weg freizumachen für jemanden, der am Standort Köln unbelastet die Aufgabe Aufstieg angehen kann". Die "harte Berichterstattung und Kritik einiger Medien, die teilweise ins Persönliche ging" habe Stanislawski getroffen, erklärte er, aus dem Verein vermisste er danach offenbar öffentliche Rückendeckung. Doch sind dies alleine die Gründe für den Rücktritt?

Denn nüchtern betrachtet wurde in Köln selten ein Trainer nach verpasstem Saisonziel so wohlwollend behandelt. Die Stimmung unter den Fans war erstaunlich gut, fast 50.000 feierten trotz des verpassten Aufstiegs die Mannschaft nach dem letzten Saisonspiel. Offen erscheint die finanzielle und sportliche Perspektive des Klubs. Auch das soll laut Kölner Express, der den Rückzug am Samstagabend vermeldet hatte, eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben. "Ich muss das erst mal sacken lassen. Aber es ist besser so", sagte der langjährige Trainer des FC St. Pauli dem Blatt.

Zahlreiche Kandidaten

Die Klubführung hatte Stanislawski bereits zuvor informiert. Erste Gespräche mit möglichen Nachfolgern hat es demnach schon gegeben. Die Spekulationen schießen auch schon ins Kraut. Schließlich befinden sich auf dem Markt alle bisherigen Aufstiegstrainer des FC (Ewald Lienen, Friedhelm Funkel, Huub Stevens, Christoph Daum), zahlreiche Fußballlehrer, die schon in der jüngeren Vergangenheit offen diskutiert wurden (Markus Babbel, Michael Skibbe, Mike Büskens) und auch ehemalige Kölner Spieler mit Zweitliga-Erfahrung (Claus-Dieter Wollitz, Karsten Baumann).

In diese Kategorie fällt auch der von vielen gerne gesehene Kölner Ex-Profi Ralph Hasenhüttl, der beim VfR Aalen aber einen Vertrag hat und aus diesem Grund schon auf den ersten Blick reizvollere Anfragen ablehnte. Der frühere Basel-Coach Heiko Vogel soll nach Express-Angaben schon kontaktiert worden sein, ebenso wie Büskens, der aber zu Fortuna Düsseldorf tendiert.

Ob Stanislawski den FC noch weitergebracht hätte, darf bezweifelt werden. Dennoch wird die Situation durch seinen Rückzug erst einmal noch schwieriger. Die Rheinländer haben noch nicht einen neuen Spieler für die kommende Saison fix. Und potenzielle Zugänge wie die Mainzer Andreas Ivanschitz und Marcel Risse sind davon ausgegangen, künftig mit Stanislawski zu arbeiten...

(sid)
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