Dresdner Torwart weint nach 1:8-Niederlage „Acht Dinger, das ist Wahnsinn“

Köln/Berlin · Der 1. FC Köln hat Dynamo Dresden acht Gegentore verpasst. Die Spieler des Verlierers nahm das sichtlich mit. Vor allem Torhüter Markus Schubert.

 Schon wieder geschlagen: Dresdens Torhüter Markus Schubert kann dem Ball nur hinterher sehen.

Schon wieder geschlagen: Dresdens Torhüter Markus Schubert kann dem Ball nur hinterher sehen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Markus Schubert war am Ende eines langen, langen Nachmittags einfach alles zu viel. Hemmungslos gab sich der Torwart von Dynamo Dresden den Tränen hin, dass es selbst dem Gegner in der Seele weh tat. Das 1:8 (0:2) beim Zweitliga-Spitzenteam 1. FC Köln war nicht nur für den erst 20 Jahre alten Schlussmann mehr als eine Lehrstunde, wie sie schon einmal vorkommen kann. Alle Dresdner waren nach dem Desaster in der Domstadt wie vom Blitz getroffen.

"Wenn ich einige Spieler heulen sehe wie die Schlosshunde, weiß ich, dass ich Jungs trainiere, die mit ganz viel Herz und Leidenschaft dabei sind. Leider haben wir das heute nicht auf den Platz gebracht", sagte Dynamo-Trainer Maik Walpurgis. "Gar nicht so viel zu analysieren" habe der Coach nach dem denkwürdigen Auftritt. Bei acht Gegentreffern werden die Defizite ohnehin für so ziemlich jeden ersichtlich. Für Walpurgis geht es in erster Linie nun um Traumabewältigung.

"Die Mannschaft ist natürlich tieftraurig und verärgert, wütend über sich selbst", sagte der 45-Jährige. Hier gilt es anzusetzen. Junge Akteure wie Schubert, dem selbst die Kölner Torschützen Simon Terodde (42./46./61.) und Jhon Cordoba (3./51.) nach Abpfiff gut zuredeten, müssen wieder aufgerichtet werden. Das merkten auch die rund 5000 mitgereisten Dresdner Fans, die ihre Mannschaft trotz der Pleite frenetisch feierten.

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Köln schlägt Dresden mit 8:1

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"Unfassbar, wie wir in der Kurve empfangen wurden. Unsere Fans feiern uns, als hätten wir 8:1 gewonnen", sagte Dynamos Kapitän Marco Hartmann. Weiter sagte er der Sächsischen Zeitung: "Acht Dinger, das ist Wahnsinn! Das Einzige, was ich mitnehmen will, ist das, was wir gerade nach dem Spiel erlebt haben ..."

Auch Dresdens Fußball-Ikone Ulf Kirsten meldete sich per Twitter zu Wort. "8:1 ohne Worte, aber dieser Support sagt mehr als tausend Worte", befand der 52-Jährige. Die zwei Minuten Spielunterbrechung in der zweiten Halbzeit wegen gezündeter Rauchbomben im Dresdner Block stehen derweil auf einem anderen Blatt Papier.

Doch in den Köpfen der Spieler wird die große Unterstützung bleiben - und sie hat einen Grund. Nach Walpurgis' Amtsantritt Mitte September lief es eigentlich gut. 15 Punkte aus zehn Spielen und Tabellenplatz neun sind in Ordnung. Doch der Coach muss verhindern, dass das Drama von Köln die Mannschaft aus der Bahn wirft.

"Es gilt für uns jetzt, das Ganze einmal sacken zu lassen, dann zu analysieren und mit der Mannschaft zu sprechen", sagte Walpurgis. Auch mit Schubert wird mit Sicherheit gesprochen werden. Wenn die Tränen getrocknet sind, wird er erkennen, dass er die Niederlage kaum hätte verhindern können. Nur beim Kopfball-Treffer von Jonas Hector (83.) zum Endstand war er völlig unnötig vorbeigesegelt.

Alles andere - den erste Hector-Treffer (56.), das Tor von Louis Schaub (78.) und alles, was Terodde und Cordoba gelungen war - hätte der Youngster nicht verhindern können. Als das Spiel schon entschieden war, bewahrte Baris Atik (72.) Dresden zumindest vor der Schmach der Torlosigkeit. Ob es dem angeknacksten Selbstverständnis hilft, ist offen.

(sid/sef)
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