Diskussionen um WM 2022 Zustimmung für die Winter-WM in Katar

Düsseldorf · Fifa-Präsident Sepp Blatter tritt nun auch für eine Verlegung der Weltmeisterschaft 2022 in die kühlere Jahreszeit ein. Dafür muss der internationale Fußball-Rahmenterminplan geändert werden.

Im Dezember 2010 vergab der Fußball-Weltverband Fifa die Weltmeisterschaft 2022 nach Katar. Fast drei Jahre darauf fällt dem Fifa-Präsidenten Sepp Blatter auf, dass katarische Sommer außerordentlich heiß und deshalb dem Fußball-Fanvolk nicht zuzumuten sind. Deshalb ist Blatter neuerdings dafür, die WM im Winter zu spielen. "Die WM soll ein Volksfest werden. Aber wenn es ein Volksfest werden soll, kann man den Fußball nicht im Sommer spielen", sagte Blatter bei einem Treffen der Sportprominenz in Kitzbühel, "man kann die Stadien abkühlen, aber man kann nicht das ganze Land abkühlen." Weil diese Einsicht nur für den Präsidenten völlig neu ist, stießen seine Pläne weitgehend auf Zustimmung.

Sogar die Kataris sehen keine Probleme. Sie hatten sich darauf eingestellt, mit Hilfe einer teuren Technologie die Stadien auf erträgliche Temperaturen zu kühlen. "Wenn es aber ein Wunsch der Fußball-Gemeinschaft ist, mit der WM in den Winter zu gehen, sind wir offen", erklärte der Chef des Organisationskomitees, Hassan al-Thawadi.

Leisen Protest meldete DFB-Präsident Wolfgang Niersbach an. Er verwies darauf, dass für eine Verlegung der WM auch die internationalen Terminpläne geändert werden müssten. Letzten Endes müsste sich das Spieljahr dem Kalenderjahr anpassen, so wie das beispielsweise in Russland wegen der extremen Winter praktiziert wird. "Wir durchbrechen einen seit Jahrzehnten bewährten Rhythmus", sagte Niersbach, "das wird einige Arbeit sein, wenn die Fifa-Exekutive die Entscheidung formell so getroffen hat. Dann muss jede einzelne Liga entsprechend reagieren und ihre Meisterschaft dazwischen packen."

Das sei keine unüberwindbare Hürde, findet Karl-Heinz Rummenigge, der nicht nur Vorstandschef von Bayern München, sondern auch Präsident der Europäischen Klubvereinigung (ECA) ist. "Der internationale Terminkalender für 2018 bis 2022 wird voraussichtlich im Jahr 2016 gefixt. Das sollte ausreichend Zeit sein, um eine vernünftige Lösung zu finden", stellte er fest. Das ist ganz im Sinne von Michel Platini. Der Uefa-Präsident hat sich bereits mehrmals dafür ausgesprochen, die WM in die vergleichsweise kühlere Jahreszeit zu verlegen. Platini glaubt, dass dafür nicht einmal ein völlig neuer Terminplan hermüsse. "Man kann die Ligasaison unterbrechen", sagte er, "dann endet sie eben später. In Deutschland gibt es ja auch eine Winterpause." Die müsste freilich für Vorbereitung und Turnierbetrieb deutlich ausgedehnt werden.

An den ganz großen Wurf, eine radikale Terminkalender-Reform mit Langzeitwirkung, denkt allerdings (noch) keiner. Bislang wird allein über die Vorbereitung einer Ausnahme-Saison 2022 diskutiert. Dafür wird es mehrere Modelle geben. An der Verlegung der WM in den Winter aber zweifelt niemand mehr. Am wenigsten Sepp Blatter, der aus den Höhen seiner präsidialen Macht diese schlichte Wahrheit verkündete: "Die WM in Katar wird im Winter stattfinden. Das Komitee wird mir sicher folgen." Wie ihr Herr Blatter werden auch die Gefolgsleute erkannt haben, dass eine WM, bei der die wenigen Fans sich ausschließlich im klimatisierten Stadion oder im gekühlten Nobelhotel aufhalten, in der Vermarktung nicht der Brüller sein wird. Schließlich verdient der Weltverband beim fröhlichen Jahrmarkt rund um die Großturniere tüchtig mit. Bei Temperaturen weit über 40 Grad fällt das bunte Unterhaltungsprogramm außerhalb der Arenen allerdings aus.

(RP)
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