Der Teamchef der DFB-Elf im Interview Rudi Völler: "Ein kleiner Schuss vor den Bug"

Sarajevo (rpo). Beim Freundschaftsspiel gegen Bosnien-Herzegowina konnte die deutsche Nationalelf zu keiner Zeit wirklich überzeugen. Am Ende musste sich der Vize-Weltmeister mit einem Unentschieden zufrieden geben. Teamchef Rudi Völler äußert sich im Interview zum Auftritt seiner Mannschaft in Sarajevo.

Frage: War die erste Halbzeit gegen Bosnien-Herzegowina die schlechteste in Ihrer Zeit als Teamchef?

Völler: "Das war zu wenig. Dass wir es besser können, haben wir in der zweiten Halbzeit gezeigt, als wir ballsicherer kombiniert haben. Die erste Halbzeit war grottenschlecht - ganz klar. Da kann man auch die Entschuldigung nicht gelten lassen, dass der Platz schlecht war."

Frage: Woran lag es denn?

Völler: "Vieles hat nicht funktioniert, aber nicht, weil wir nicht geordnet waren, sondern weil immer der eine Schritt gefehlt hat. Diese Schritte haben wir dann in der zweiten Halbzeit gemacht. Deshalb sahen wir dann auch viel besser aus."

Frage: Was nehmen Sie also in die EM-Partie am Mittwoch gegen die Färöer-Inseln mit?

Völler: "Insgesamt war es eine gute Erfahrung, dass man nur mit einer hundertprozentigen Einstellung einen solchen Gegner bekämpfen kann. Bei allen negativen Aspekten - es ist im Endeffekt genau richtig, dass so etwas passiert fünf Tage vor einem wichtigen Qualifikationsspiel. Das Unentschieden war schon gerecht, Jens Lehmann hat es am Ende noch gerettet."

Frage: Waren Sie sauer zur Pause?

Völler: "Ja, ich war schon sauer. Das hat aber nichts mit den Auswechslungen zu tun. Das kommt dann ja schnell rüber, dass du die Schuldigen gefunden hast. Aber das war vorher schon geplant."

Frage: Mit Schneider, Freier und Friedrich kam aber schon mehr Konstruktivität ins deutsche Spiel...

Völler: "Das hat aber nichts mit Alt oder Jung zu tun. Alle haben in der ersten Hälfte nicht so gespielt, wie ich mir das vorgestellt habe."

Frage: Hat dann der Doppelplatzverweis für Salihamidzic und Wörns den Gegner mehr geschwächt?

Völler: "Wir hatten schon bis zum Platzverweis das Gefühl, wir machen ein bisschen mehr jetzt. Das war ein kleiner Schuss vor den Bug in der ersten Halbzeit. Das macht mir jetzt ein bisschen Angst, wenn ich mir vorstelle, was zwischen 2004 und 2006 abläuft, wenn wir nur Freundschaftsspiele haben. Bei aller Kritik an der ersten Halbzeit muss man natürlich auch sagen, richtig Fußball spielen war auf dem Platz nicht möglich."

Frage: Auf die Roten Karten haben Sie sehr heftig reagiert, warum?

Völler: "Ich habe gleich zu Michael Skibbe gesagt, der Schiedsrichter wird den beiden wohl keine gelbe Karte geben. Das ist ja Pipifax. Und er hat dann ja auch keine gelben Karten gegeben. Aber es war nie und nimmer eine rote Karte für beide."

Frage: Wer hat auf Sie denn einen positiven Eindruck gemacht?

Völler: "Paul Freier hat eine viel selbstbewusstere Vorstellung geboten als bei seinem Debüt in Bulgarien. Auch die Leistung von Arne Friedrich war in Ordnung. Und auch das Spiel von Carsten Jancker hat mich gefreut, nicht nur wegen des Tores."

(RPO Archiv)
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