Dopingproben und Unterlagen beschlagnahmt Neuer Dopingskandal: Razzia bei Italiens Fußballverband

Rom (rpo). Der italienische Fußball kommt nicht zur Ruhe. Die Staatsanwaltschaft Florenz hat jetzt zum Schlag gegen Dopingsünder ausgeholt und die für die Dopingkontrollen zuständigen Büros des Italienischen Fußballverbandes (FIGC), des Nationalen Olympischen Komitees (CONI) und das nationale Dopingkontroll-Labor "Acqua Acetosa" durchsuchen lassen.

Bei der "Operation sauberer Fußball" sind nach einem Bericht der "La Gazzetta dello Sport" Unterlagen und nicht ordnungsgemäß deklarierte oder verschlossene Dopingproben von Profi-Fußballern beschlagnahmt worden. Ersten Berichten zufolge vermutet die federführende Staatsanwaltschaft Florenz, dass die Dopingkontrollen im italienischen Profi-Fußball in den vergangenen Jahren nicht korrekt durchgeführt wurden. Bei der Beschriftung und beim Versiegeln der Proben soll geschlampt worden sein.

Die "La Gazzetta dello Sport" berichtet unter Berufung auf CONI- Quellen sogar, dass Dopingproben von den Verbandskontrolleuren mit Absicht durch falsche Beschriftungen oder Fehler bei der Probenabgabe sabotiert wurden. "Gegen Ende der letzten Saison ist die Anzahl der unbrauchbaren Proben seltsamerweise angestiegen", berichtet das Blatt. "Die Fehler sollen sich nach den Nandrolon-Dopingfällen und der Aufdeckung der irregulären Kontrollen in Empoli gehäuft haben", schreibt die größte Sporttageszeitung des Landes.

Das Blatt unterstellt damit eine gezielte Vertuschung von möglichen weiteren Dopingfällen durch die Kontrollorgane. Der Fall Empoli hatte in der letzten Saison gezeigt, wie leicht die Kontrollen auch durch die Clubs zu manipulieren waren. Empolis Vereinsarzt hatte die Auslosung der zu den Kontrollen herangezogenen Spieler manipuliert. Der Verband sperrte ihn dafür, ein Zivilverfahren gegen den Mediziner wurde jedoch eingestellt. Dennoch nahm die Staatsanwaltschaft Florenz, die auch die Dopingrazzia beim Giro d?Italia 2001 angeordnet hatte, genauere Ermittlungen auf, die nun nach Rom führten.

Salernitana-Trainer Zdenek Zeman, der den ersten Dopingskandal 1998 mit seinen Anschuldigungen ins Rollen gebracht hatte, zeigte sich von den neuen Doping-Ermittlungen nicht überrascht. "Schon die Kinder dopen sich", klagte Zeman. In einem Interview der "La Gazzetta dello Sport" pflichtete der 55-jährige AS Rom-Trainer Fabio Capello bei, der wegen mutmaßlichen Dopings in anderen Ländern strenge Kontrollen in der Champions League gefordert hatte. "Man ist nie mit gleichen Chancen gestartet. Es gab immer welche, die besonders schlau waren", sagte Zeman.

(RPO Archiv)
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