U21 löst Ticket für Rio Hrubesch lässt Olympia-Tür für Lahm und Mertesacker offen

Prag/Düsseldorf · Fußball bei Olympia ist ein spezielles Thema. 18 Spieler darf Horst Hrubesch nächstes Jahr mit nach Brasilien nehmen, nur drei dürfen vor dem 1. Januar 1993 geboren sein. Die Weltmeister Philipp Lahm und Per Mertesacker könnten sich Hoffnungen auf eine Rückkehr nach Rio machen.

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Nur einer der Akteure, die mit der U21 bei der EM die Olympia-Qualifikation geschafft haben, dürfte in Rio sicher dabei sein: Trainer Horst Hrubesch. Das Renteneintrittsalter für seinen Jahrgang hätte der gebürtige Essener dann fast genau erreicht, das Turnier wäre das i-Tüpfelchen zum Ende der Karriere. Nach dem 1:1 gegen Tschechien am Dienstagabend sagte Hrubesch im ZDF, dass Olympia damals ein starkes Argument gewesen sei, als er sich entschloss, noch einmal die U21 zu übernehmen.

Doch wen würde er mitnehmen nach Brasilien, wie würde der dann offiziell als U23-Auswahl firmierende Kader aussehen? Die Regularien sind etwas ungewöhnlich im Vergleich zu anderen Formaten. Der olympische Fußball ist für die Fifa ja wie ein Kind, das von den Eltern ins Auslandsjahr geschickt, aus der Ferne aber streng kontrolliert wird. Offensichtlich gibt es großen Klärungsbedarf, wie das Ganze abzulaufen hat. 83 Seiten füllen die Regularien für Rio 2016. Die Flutlichtanlage muss das Spielfeld mit mindestens 1200 Lux ausleuchten, in den Umkleidekabinen herrscht Rauchverbot. Für Hrubesch und alle Spieler mit Olympia-Ambitionen ist jedoch Punkt 13.4 entscheidend.

Der schreibt vor: "Alle Spieler, die an der Vor- und Endrunde teilnehmen, müssen am oder nach dem 1. Januar 1993 geboren sein. Für die Endrunde dürfen zusätzlich drei Spieler, die dieses Alterskriterium nicht erfüllen, in die offizielle Spielerliste aufgenommen werden." 15 der 23 Hrubesch-Jungs wären spielberechtigt. Die acht 1992er (ter Stegen, Leno, Korb, Knoche, Leitner, Klaus, Malli, Volland) müssten sich um die restlichen drei Kaderplätze balgen. "Die Jungs haben es verdient, die da spielen können. Wenn sie freigestellt werden, werden wir sie auf jeden Fall mitnehmen", sagte Hrubesch.

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Vor ein paar Tagen waren zwei Spieler in den Fokus gerückt, die die Altersbestimmungen zuletzt bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen erfüllt hätten. Für Rio sollen Philipp Lahm und Per Mertesacker, die Nationalspieler a. D. und Weltmeister 2014, die Ü23-Plätze im Olympia-Kader ins Visier genommen haben. Zuletzt waren Ryan Giggs für Großbritannien, Hulk für Brasilien und Luis Suarez für Uruguay prominente Beispiele. "Es liegt eine schwere Premiere-League-Saison vor uns. Da haben wir große Ziele. Der Rest ist Zukunftsmusik und aufgrund vieler Faktoren höchst unwahrscheinlich", relativierte zumindest Mertesacker am Mittwoch gegenüber dem SID sein Interesse.

"Dann könnte ich ja auch noch spielen"

Hrubeschs Aussagen nach dem Halbfinaleinzug ließen sich in alle Richtungen deuten. "Vorstellen kann ich mir alles. Ob es dann so kommt, weiß ich noch nicht", sagte der 64-Jährige. Das unterstrich Hrubesch im ZDF-Interview. Angesprochen auf Lahm und Mertesacker, erlaubte er sich einen Seitenhieb: "Dann könnte ich ja auch noch spielen." Die Fifa-Regularien hätten nichts dagegen.

Sieht Hrubesch von einem Comeback auf dem Rasen ab, wäre er Deutschlands erster Olympia-Auswahltrainer (bei den Männern) seit Hannes Löhr 1988. Der führte die Mannschaft um Jürgen Klinsmann, Thomas Häßler und Uwe Kamps zu Bronze. Meist sind Medaillen im Fußball belanglos bis ernüchternd, weil sie entweder im Schatten eines Pokals verschwinden oder in silberner Ausführung an das Nicht-Gewinnen eines solchen erinnern.

"Bisher kennen wir die ganze Geschichte nur vom Hörensagen, jetzt können wir es mal selbst erleben", sagte Hrubesch. Lahm und Mertesacker kennen zumindest Rio. Ob es zur Rückkehr kommt, erscheint momentan noch offen. Hrubesch wollte sich weder zu einer expliziten Einladung noch zu einer konkreten Absage hinreißen lassen. "Ich denke, da werden wir uns beim DFB unterhalten müssen. Das haben wir ja jetzt auch getan", sagte er.

Schließlich beginnt im August 2016 auch die Bundesliga, zuvor findet in Frankreich die Europameisterschaft für alle Spieler statt, die bis dahin das Licht der Welt erblickt haben. Die dürfte für einige Hrubesch-Jungs von heute auch ein Thema sein. Und wo ein Wille ist, müssen die Vereine mit einem Ja ohnehin erst den Weg ebnen. Fest rechnen in Rio und den anderen brasilianischen Spielorten darf man also nur mit Horst Hrubesch. "Das waren wir unserem Trainer schuldig", sagte Emre Can.

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