Klub-WM in Katar Die bewegte Geschichte des FC Bayern Ägyptens

Düsseldorf · Die Fans des ägyptischen Rekordmeisters Al Ahly, der bei der Klub-WM in Katar auf die Bayern treffen könnte, waren bei der Revolution 2011 mit dabei. 2012 wurden sie in Port Said attackiert, es gab über 70 Tote.

 Die Spieler von Al Ahly feieren nach dem Finalsieg gegen den Erzrivalen Zamalek den neunten Champions-League-Triumph des ägyptischen Rekordmeisters.

Die Spieler von Al Ahly feieren nach dem Finalsieg gegen den Erzrivalen Zamalek den neunten Champions-League-Triumph des ägyptischen Rekordmeisters.

Foto: imago images/Xinhua/Ahmed Gomaa via www.imago-images.de

Am 1. Februar war der neunte Jahrestag der „größten Katastrophe im ägyptischen Fußball“, wie der damals stellvertretende Gesundheitsminister Hischam Scheicha 2012 kurz nach den dramatischen Ereignissen im Fußball-Stadion von Port Said am Suezkanal sagte. Kurz nach dem Abpfiff des Spiels zwischen Al Masry und Ägyptens Rekordmeister Al Ahly aus Kairo hatten die Fans der Gastgeber Spieler und Fans des Gäste-Klubs angegriffen – mit  Steinen, Glasflaschen und Pyrotechnik.

Mehr als 70 Menschen starben, 1000 wurden verletzt. Die Polizei und die Ordnungskräfte schauten nur zu. Schnell kam der Verdacht auf, es sei eine politische Rache-Aktion der Anhänger des im Jahr zuvor im Zuge der Ägyptischen Revolution zurückgetretenen Staatschefs Husni Mubarak gewesen. In der Revolution hatten sich die Ultras von Al Ahly an den Kämpfen auf dem Tahrir-Platz in Kairo, der zum Synonym der Revolution wurde, beteiligt.  Das Team von Al Ahly stellte nach dem Massaker in Port Said kurzfristig den Spielbetrieb ein, die Spieler hatten erlebt, wie ihre Fans zu Tode kamen und wurden teilweise selbst verletzt.

Die politische Dimension und die Tragödie von Port Said sind ein Teil der bewegten Geschichte des Klubs, der, so die sportlichen Dinge normal laufen, am 8. Februar im Halbfinale der Klub-Weltmeisterschaft in Katar Gegner des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München sein wird. Al Ahly, 1907 gegründet, der FC Bayern Ägyptens: 42 Meisterschaften und 37 Pokalsiege stehen in der Bilanz. Zudem ist Al Ahly, das in den 80er und 90er Jahren von den deutschen Trainern Karl-Heinz Feldkamp, Reiner Hollmann, Rainer Zobel und „Dixie“ Dörner betreut wurde, neunmaliger Sieger der afrikanischen Champions League und, wie die Bayern, aktueller Triple-Gewinner.

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Foto: dpa/Matthias Balk

Der klubeigene TV-Sender Ahly-TV berichtet stolz über die erste Qualifikation für die Klub-WM seit 2013. Damals waren auch die Bayern zuletzt dabei – und besiegten bei dem Turnier in Marokko im Finale Raja Casablanca 2:0. Nun soll der Triumph im Wüstenstaat Katar, wo die Klub-WM vom 4. bis 11. Februar ausgetragen wird, wiederholt werden. „Ich freue mich auf das Turnier, wir wollen unbedingt den Titel holen“, stellte Torhüter Manuel Neuer klar.

Die Bayern sind neben dem Copa-Libertadores-Gewinner Palmeiras Sao Paulo, der gerade den Klub des großen Péle, FC Santos, im Finale 1:0 besiegte, Favorit bei der Klub-WM. Es geht darum, mit dem sechsten Titel binnen weniger Monate nicht mehr nur inoffiziell als die „beste Klub-Mannschaft der Welt“ zu gelten.

Al Ahly, das sich den Champions-League-Sieg mit einem 2:1-Erfolg gegen den ewigen Lokalrivalen Zamalek sicherte, will sich unbedingt mit den Bayern messen. „Es wäre eine Ehre und phantastisch, gegen diesen Klub zu spielen“, sagte der Südafrikaner Pitso Mosimane, der im Oktober auf den zurückgetretenen Schweizer René Weiler als Trainer folgte, bei Fifa.com. Indes: Das Bayern-Spiel muss sich sein Team verdienen, indem er sich gegen Al Duhail, Katars Meister, durchsetzt. Hier sind dann Mohamed Magdy Afsha, im Champions-League-Finale der Siegtor-Schütze, und seine Kollegen das Team mit den besseren Prognosen.

Ziel ist es, als drittes afrikanisches Team das Finale der Klub-WM zu erreichen, was jedoch einer Sensation gegen die Bayern bedürfen würde. Auf dem Twitter-Account des Klubs war nun ein Animations-Film zu sehen, in dem der Trainer in einem Chat die Spieler abfragt und feststellt: „Der Afrika-Meister ist bereit für die große Herausforderung.“ Die Ägypter, die 2006 in Japan Dritter bei der Klub-WM waren, verspüren einen klaren Auftrag für die Reise nach Katar. „Unsere Fans glauben fest daran, dass wir eine Chance haben. Sie stehen stets hinter uns und treiben uns nach vorn. Wir werden alles für sie geben“, sagte Mosimane.

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