Weiter Sorge um Jeremies Hitzfeld: Meistertitel hat Priorität

München (rpo). Bayern Münchens Trainer Ottmar Hitzfeld will mit eisener Hand den Champions-League-Sieger zur nächsten Meisterschaft führen. "Wenn man keinen Titel holt, ist es ein verlorenes Jahr", sagte Hitzfeld am Montag beim Trainingsauftakt des deutschen Meisters in München.

"Absolute Priorität" genieße der vierte Titelgewinn hintereinander in der Bundesliga. Derart besessen vom Erfolg will Hitzfeld auch die Spieler zu gewaltigen Anstrengungen treiben. "Die großartige letzte Saison ist Verpflichtung für jeden, an seine Grenzen zu gehen und das Maximale aus sich herauszuholen", betont der Coach. Für Zuwiderhandlungen hat der "General" harte Strafen angekündigt, bis zu 100.000 Mark sollen bei schweren Vergehen einkassiert werden. Wer ausschere, so drohte Hitzfeld außerdem, der werde verkauft: "Teamgeist ist der wichtigste Punkt", vor allem, wenn unvermeidliche Probleme auftauchen.

Halte die Mannschaft aber erneut so gut zusammen wie in der vergangenen Saison, dann ist laut Hitzfeld sogar eine Steigerung der Erfolgsbilanz machbar. "Alles ist möglich, auch sechs Titel", glaubt er. Das hieße: Ligapokal, Supercup, Weltpokal, deutscher Meister und Pokalsieger, und erneut Champions-League Sieger. Doch die "absolute Priorität", betont Hitzfeld, "hat die Meisterschaft". Schon deshalb, "weil es immer schwerer wird für den FC Bayern, deutscher Meister zu werden, weil die Konkurrenz immer stärker wird".

Doch nicht nur die nationale Konkurrenz bereitet Hitzfeld Kopfzerbrechen. Knapp fünf Wochen vor Saisonbeginn muss der deutsche Fußball-Rekordmeister zunächst einmal hausinterne Probleme lösen. Am Montagvormittag waren beim Trainingsauftakt von den 26 Bayern-Profis nur zwölf anwesend: Die Nationalspieler nehmen erst in der kommenden Woche ihren Dienst auf. Das neue Sturm-Duo, Giovane Elber und Zugang Claudio Pizarro, fehlt wegen der Südamerika-Meisterschaft (11. bis 29. Juli) sogar noch länger.

Trotzdem wäre es Hitzfeld lieb, wenn er sich möglichst bald schon um weniger Spieler kümmern müsste - und damit auch um ein paar potentielle Konfliktherde weniger. "Wir haben zu viele Spieler unter Vertrag, da weiß man, dass es Probleme geben kann. Wir müssen noch einen oder zwei Spieler verkaufen", sagt der Trainer deshalb. Allen voran Carsten Jancker ist entbehrlich, die bisherigen Angebote aber waren dem FC Bayern zu gering. 30 Millionen sollten es schon sein, "wir werden keinen verschenken", sagt Hitzfeld.

Los werden möchte der Trainer offenbar auch Patrik Andersson. Gegen einen nach wie vor möglichen Wechsel zum FC Barcelona oder zu einem anderen Interessenten, der 15 Millionen Mark zu zahlen bereit ist, hätte Hitzfeld nichts einzuwenden - zumal er offenbar glaubt, im häufig (und auch derzeit) verletzten Jens Jeremies (fällt noch vier Wochen aus), im bislang nicht unbedingt überzeugenden Ciriaco Sforza und in der Neuerwerbung Pablo Thiam drei Alternativen für den Chef-Posten in der Abwehr zu haben.

Unklar ist zudem weiter die Situation von Stefan Effenberg. Hitzfeld betonte am Montag, eine Entscheidung, ob der Kapitän nach Auslauf seines Vertrages am Saisonende tatsächlich gehe, "ist noch nicht gefallen, wir werden sehen, ob er verlängert oder nicht". Eine nicht unerhebliche Rolle dürfte dabei spielen, ob der FC Bayern für die Saison 2001/2002 die beiden Nationalspieler Michael Ballack und Sebsatian Deisler verpflichten kann. Bis dahin geht Hitzfeld davon aus, dass "Effe auch in dieser Saison die Mannschaft führen wird."

(RPO Archiv)
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