HSV-Profis von kontrollierter Show begeistert „Ich finde es super, Pyro gehört zum Fußball“

Hamburg · Die erste genehmigte Pyro-Show im deutschen Fußball ist gelungen. Blauer und weißer Qualm zog vor der Partie des Hamburger SV gegen den Karlsruher SC durchs Stadion, alles eingebettet in eine große Choreographie. Bei den Akteuren kam der Testlauf gut an.

Hamburger SV: Kontrollierte Pyro-Show vor Spiel gegen den Karlsruher SC
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Kontrollierte Pyro-Show beim HSV

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Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Für Klubboss Bernd Hoffmann war die Pyro-Show von Hamburg "ein guter erster Versuch", Lukas Hinterseer fand es "schön anzuschauen" und Rick van Drongelen war sogar richtig aus dem Häuschen. "Das ist geil, wenn du in ein Stadion reinkommst und so etwas siehst", sagte der Niederländer über den Moment für die Geschichtsbücher: "Ich finde es super, Pyro gehört zum Fußball. Nicht auf den Platz, aber zu den Fans."

Mit der ersten legalen Pyro-Show im deutschen Profi-Fußball sorgte der HSV am Wochenende für viel Aufsehen. Vor der Partie gegen den Karlsruher SC (2:0) am Samstag wurden beim Einlaufen der Teams vor der Nordtribüne im Volksparkstadion kontrolliert zehn Rauchtöpfe in den Vereinsfarben Schwarz, Weiß und Blau gezündet, alles eingebettet in eine große Choreographie.

"Wenn es die Fans befriedigt, auf diese Art und Weise Pyro als Fan-Kultur darzustellen, warum nicht?", sagte Trainer Dieter Hecking, warnte aber vor "Trittbrettfahrern, die der Meinung sind, sie müssen ihr eigenes Pyro zündeln". Cornelius Göbel, HSV-Abteilungsleiter Fankultur, fand das vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den Hamburger Behörden genehmigte Experiment ebenfalls gelungen. "Die ersten Rückmeldungen von allen Seiten waren sehr, sehr positiv. Das Bild, das erzeugt wurde, war sehr gut anzusehen."

Nachdem die Gewerkschaft der Polizei (GdP) das Abbrennen bereits im Vorfeld scharf kritisiert hatte, bezeichnete nun auch der Fan-Forscher Gunter A. Pilz den Test für die Debatte über die Verwendung von Feuerwerkskörpern in Stadien als nicht zielführend. "Das ist eine Art Mogelpackung und nicht der richtige Weg", sagte der Soziologe dem SID: "Perspektivisch ist das sicher nicht die Variante, die Ultras unter Fankultur verstehen."

Die Bemühungen um einen Dialog seien "zwar wichtig, aber wenn man dabei nur nach Wegen sucht, um etwas Verbotenes doch zu legalisieren, ist es nicht richtig", sagte Pilz: "Ich kann doch nicht etwas einfach legalisieren, nur weil ein Verbot nicht wirkt."

Für Hoffmann ist das Vorgehen des HSV hingegen alternativlos. Schließlich habe der "bisherige Weg - immer höhere Geldstrafen für immer mehr Pyro-Einsätze - bislang zu nichts geführt" und er werde "uns auch künftig nicht" weiterbringen. "Deshalb möchten wir diesen Prozess durchbrechen", sagte der Manager: "Wir wissen, dass dieser Weg auch Rückschläge beinhalten kann, aber davon lassen wir uns nicht beirren und gehen unseren Weg weiter."

Ob und wann eine Wiederholung stattfindet, ist noch offen. Alle Klubs können beim DFB eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Beim nächsten HSV-Heimspiel wird es eine ähnliche Aktion aber sicher nicht geben - im Stadtderby gegen St. Pauli (22. Februar) steckt auch schon so genug Zündstoff.

Ganz nebenbei macht der HSV auch sportlich von sich reden. Nach dem Sieg gegen den KSC durch zwei Treffer von Hinterseer (67./81.) kletterte der HSV zumindest vorübergehend an die Tabellenspitze. "Jetzt haben wir alle drei Spiele nach der Winterpause gewonnen, das ist klasse", sagte Hecking.

(sid/old)
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