Fortuna Düsseldorf Der ehemalige Fortuna-Torwart Albert Görtz wird 80

Düsseldorf · Zwei Torhüter aus Düsseldorf rückten nach dem Zweiten Weltkrieg in das Blickfeld des legendären Fußball-Bundestrainers Sepp Herberger. Toni Turek von der Fortuna krönte seine Karriere 1954 mit dem sensationellen Gewinn des WM-Titels in der Schweiz, und zwei Jahre später nahm Albert Görtz vom DSC 99 an den Olympischen Spielen in Melbourne teil.

Herberger war auch für die Amateur-Nationalmannschaft zuständig, allerdings begleitete für ihn sein Assistent Georg Gawliczek (später Bundesligatrainer u.a. bei Schalke 04) das Team nach Australien. Dort hatten Görtz und seine Kollegen, zu denen auch noch die Fortuna-Spieler Matthes Mauritz, Kalli Hoffmann und Günter Jäger gehörten, das Pech, dass sie gleich zum Auftakt am späteren Goldmedaillengewinner Sowjetunion mit Ausnahmetorwart Lew Jaschin und Stürmerstar Eduard Strelzow scheiterten (1:2) und für sie das Turnier damit schon wieder zu Ende war. Am Montag feiert Albert Görtz seinen 80. Geburtstag.

Bemerkenswert in seiner sportlichen Laufbahn: Erst mit 15 Jahren kam er zum Fußball. "Mitschüler des Leibniz-Gymnasiums haben mich damals zum DSC gelotst", erinnert er sich. Die, wie er erzählt, "abenteuerliche Reise" nach Melbourne über Alaska und Hawaii mit etwa 48 Stunden Flugzeit war trotz des frühen "Aus" der Höhepunkt seiner Karriere. Er durfte ja mit seinen Kameraden bis zur Schlussfeier bleiben und die Wettbewerbe der Sommerspiele vor Ort verfolgen. "Ich kann bis heute nicht begreifen, warum mich Herberger damals so gefördert hat", sagt er. "Ich kam ja aus einem kleinen Amateurverein, dem DSC 99, und stand dann plötzlich unter den Spitzen des deutschen Fußballs."

Der Bundestrainer berief den in Oberbilk geborenen und in Rath aufgewachsenen Torwart 1956 auch in sein Aufgebot für A-Länderspiele in Norwegen und Schweden, zog ihm aber den Sodinger Günter Sawitzki (später VfB Stuttgart) vor. Ein Jahr später wechselte Görtz für 10000 Mark Handgeld von der Windscheidstraße zur Fortuna. Er hatte auch ein Angebot von Bayern München und "eine lockere Anfrage" von Schalke 04.

Mit den Flingeranern stand er 1957 und 1962 im deutschen Pokalfinale (3:4 gegen Stuttgart, 1:2 gegen den 1.FC Nürnberg/jeweils nach Verlängerung) und bestritt für sie 172 Punktspiele. 1966, als Fortuna zum ersten Mal in die Bundesliga aufstieg, kehrte er als Spielertrainer zum DSC 99 zurück. Von 1970 bis 1974 betreute der frühere Einkaufsleiter einer in Dormagen ansässigen Maschinenfabrik die Amateure der Fortuna. Der Rheydter SV, Sparta Bilk und der SC Unterbach waren bis 1983 weitere Trainerstationen. Von großen Verletzungen blieb Görtz als Torhüter verschont, und als Weltmeister Helmut Rahn ihm im Rheinstadion bei einem Spiel der Fortuna gegen den 1. FC Köln unglücklich "den Daumen zertrümmert" hatte, kehrte er schon nach drei Wochen wieder zurück.

Während viele Weggefährten aus seiner aktiven Zeit heute Probleme mit Knochen und Gelenken haben, sagt er dankbar: "Ich habe da unheimlich Schwein gehabt." Mit seiner Frau Anne lebt er nur wenige hundert Meter von der Esprit-Arena entfernt. Im Fernsehen verfolgt er den Fußball nach wie vor intensiv. Der Münchner Manuel Neuer ist für ihn aktuell der weltbeste Schlussmann: "Er hat einfach alles."

(can)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort