DFB spricht Geldstrafen und Sperre aus BVB-Kommentatoren für Ausraster bestraft

Düsseldorf (RPO). Spieltag für Spieltag kommentieren Borussia Dortmunds Stadionsprecher Norbert Dickel und sein Kollege Boris Rupert die Spiele des Deutschen Meisters im BVB-Netradio – mit Leidenschaft und mit Lautstärke. Beim 0:0 ihrer Mannschaft in Leverkusen schossen sie übers Ziel hinaus. Der DFB hat Strafen gegen das Duo verhängt.

Objektivität, Sachlichkeit, Ausgewogenheit – jeden Spieltag legen Dickel und Rupert alle Kommentatoren-Grundsätze ad acta. Wer ihnen im BVB-Netradio bei der Arbeit zuhört, weiß jedoch in der Regel um die Leidenschaft, die sie für den amtierenden Meister aufbringen. Die Fans erkennen sich wieder. Geschrei ist an der Tagesordnung. Es gibt nur Borussia Dortmund in der Bundesliga. Der Rest sind die Anderen.

Der DFB hat beide jedoch zu einer Geldstrafe verurteit. Rupert muss sogar zwei Spiele aussetzen. Den ersten Teil der Sperre hat er bereits beim 2:1 seiner Borussia in Mainz abgesessen.

"Hau' ab, Mensch!"

Normalerweise beschäftigt sich der Kontrollausschuss mit Tätlichkeiten, Grätschen von hinten, Notbremsen und wütenden Trainern. Die Ursache für so viel Interesse an den beiden Radiokommentatoren findet sich am 27. August dieses Jahres. Dortmund spielt in Leverkusen 0:0. Schiedsrichter Wolfgang Stark verteilt zweimal Rot, stellt unter anderem Nationalspieler Mario Götze vom Platz. Zudem verweigert er einem Tor von Mats Hummels die Anerkennung – zu viel für die leidenschaftlichen Ruhrpott-Reporter.

"Hau' ab, mach' dich in die Kabine, Mensch!", ruft Dickel dem Leverkusener Michal Kadlec hinterher, nachdem der die Rote Karte gesehen hatte. So weit, so einig mit Schiedsrichter Stark. Doch dann leistet sich Götze einen in der Folge viel diskutierten Aussetzer. Wer in der Szene kein Nachtreten gesehen hat, wird unter Umständen in Dickels Richtung tendieren.

"Das ist doch lächerlich! Stark, du Blinder, Mensch! Das ist 'ne Frechheit!", schreit der Stadionsprecher ins Mikrofon, der seit seinen zwei Treffern im DFB-Pokalendspiel 1989 ein Dortmunder Held ist. Er nimmt Götze in Schutz: "Von hinten immer in die Knochen – und dann so ein leichtes Ding, da kriegst du dann die Gelb-Rote Karte für."

Entschuldigung von Rupert

Doch auf der Wutskala ist noch Luft nach oben. Kurz darauf segelt ein Freistoß in den Strafraum, Hummels trifft – Stark pfeift ab. Wild schreien die beiden Netradio-Kommentatoren durcheinander. Es ist ein einziges verbales Hau-den-Schiri. Dann rutscht Rupert das Wort heraus, das ihm zwei freie Samstage bescherte. "Arschloch!", ruft er in Richtung Schiedsrichter. Mit dem "Korinthenkacker vor dem Herrn" wird Stark dagegen fast noch leben können.

Rupert hat sich dafür entschuldigt und zeigt sich einsichtig. "Solche Worte, die in Leverkusen gefallen sind, darf man vielleicht auf der Tribüne denken oder zu seinem Nebenmann sagen, allerdings sollte man sie nicht ins Mikro schreien", sagte er den "Ruhr-Nachrichten".

Einen Anlass, hinter der Bestrafung durch den DFB einen Eingriff in die Presse- und Meinungsfreiheit zu wittern, gibt es nicht – auch wenn es etwas skurril anmutet. Der Kontrollausschuss hat die Beleidigungen offensichtlich als Äußerungen von offiziellen BVB-Mitarbeitern bewertet. Ihrer Leidenschaft werden Dickel und Rupert dennoch weiter lautstark nachgehen. Die großen Pöbeleien überlassen sie dann vielleicht den Teilzeit-Cholerikern in der Kurve.

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