Bayer Leverkusen Bayer bleibt an Champions-League-Plätzen dran

Stuttgart · Was hatten sich die Leverkusener nach dem Europa-League-Aus nicht alles anhören müssen. Wie ein Gewitter brach es über die Werkself herein, die sich unter der Woche geräuschlos von der internationalen Bühne verabschiedet hatte. Und die nicht erst seit diesem Auftritt mit einem Potpourri von Problemen zu kämpfen hat: Verletzungen, Formschwächen, ein streitbarer Trainer und eben diese mitunter merkwürdige Lethargie, wenn es darum geht, sportlichen Widerständen zu trotzen.

VfB Stuttgart - Bayer 04 Leverkusen: Einzelkritik
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Stuttgart - Leverkusen: Einzelkritik

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Foto: dpa, hpl

Damit reiste das Team nach Stuttgart, wo es darum ging, das wichtigste Saisonziel — die Qualifikation für die internationalen Plätze — nicht aus den Augen zu verlieren. Verlieren war quasi verboten. Das gelang. Bayer 04 siegte durch die Treffer von Julian Brandt und Karim Bellarabi 2:0 mit einer kämpferisch und spielerisch überzeugenden Leistung, die in dieser Form nicht zu erwarten war. Leverkusen schließt zu den punktgleichen Gladbachern auf Rang fünf auf und verabschiedet sich mit dem guten Gefühl, dass man im Feld der Topteams weiter mitmischt, in die spielfreie Zeit. Trainer Roger Schmidt sprach von einem "wichtigen Sieg, der uns gut tut".

Tatsächlich war da ein anderer Geist in der Mannschaft zu spüren, die im Kopf frisch wirkte, eine andere Körpersprache zeigte. Zupackend auf dem Platz und anpackend in ihrem Bestreben, einen Erfolg herauszuspielen — obwohl die Voraussetzungen nicht die besten waren. Weil auch Hakan Calhanoglu (Erkältung) ausfiel, musste Bayer gleich auf neun Spieler verzichten. So gab auf der rechten Abwehrseite der 19-jährige Benjamin Henrichs ebenso sein Startelf-Debüt wie Vladlen Yurchenko im defensiven Mittelfeld. Im Angriff bildete Stefan Kießling wieder eine Doppelspitze mit Chicharito.

Sie alle trotzten ihrer misslichen Situation, begannen aggressiv und spielfreudig — und legten die Basis mit einem frühen Tor nach elf Minuten. Brandt schloss eine Kombination über Kießling und Bellarabi aus zwölf Metern zum 1:0 ab. Ein Tor, das nicht nur für Brandt wie befreiend wirkte. Es setzte im gesamten Team, das nach nunmehr sechs Englischen Wochen in Folge "mausetot" war, noch einmal Kräfte frei. Und gab insbesondere den Jungen das Selbstbewusstsein, diese Bewährungsprobe zu bestehen.

Die Stuttgarter fanden lange keine Mittel gegen das Spiel der Gäste. Wenn es gefährlich wurde, dann meist über die linke Seite, wo sie versuchten, Henrichs unter Druck zu setzen. Das klappte zunehmend schlechter. Die erste VfB-Chance hatte Timo Werner erst in der 40. Minute, seinen Schuss lenkte Keeper Bernd Leno zur Ecke.

Wer direkt nach der Pause Julian Brandt sah, wie er sich an der Mittellinie den Ball nahm und Richtung Stuttgarter Strafraum los spurtete, der wusste, dass Bayer dieses Spiel nicht mehr verlieren würde. Der 19-Jährige marschierte zielstrebig wie zuletzt selten auf das Tor zu und bediente Bellarabi, der sich trotz einer Fußverletzung durchbiss, und zum 2:0 traf. Das war die Entscheidung. Sportdirektor Rudi Völle rlobte seinen in die Kritik geratenen Roger Schmidt. "Wir haben einen klasse Trainer, der noch eine große Karriere vor sich hat. Ein paar Dinge hat er sicherlich in dieser Saison falsch gemacht, aber daraus wird er lernen", sagte Völler.

(RP)
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