Borussia Zukunft ohne Borussia

Marcell Jansen wollte sich in Gladbach Schritt für Schritt weiterentwickeln. Er selbst tat das im Sauseschritt, der Klub wird absteigen. Die Zweite Liga ist für den Nationalspieler keine Option. Er sondiert nun seine Möglichkeiten.

Borussias Entscheidungen: Wer geht, wer bleibt?
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Fussball Marcell Jansen schaute gequält in die Gesprächsrunde in der Mixed-Zone der hannoverschen AWD-Arena. Die Worte, die er sagte, schmerzten ihn sichtlich, fast so wie das zuvor erlebte 0:1 bei 96: "Die Spiele gegen Frankfurt, Hamburg und Hannover mussten wir gewinnen, um vom letzten Platz weg zu kommen. Das haben wir nicht getan. Darum sind wir zu Recht da unten."

Rechnerisch ist der Abstieg nicht besiegelt, darum sprach Jansen von einem "Fünkchen Hoffnung". Anstandshalber. "Aber wir haben acht Punkte Rückstand, keine gute Tordifferenz. Da ist nicht mehr viel drin", weiß er. Dann kam die unvermeidliche Frage nach seiner Zukunft. "Ich habe nirgendwo unterschrieben und mit niemandem gesprochen, weil wir immer noch eine Chance hatten", antwortete Jansen.

Jetzt aber kommt die Zeit, sich mit dem, was zukünftig sein wird, zu beschäftigen. Jansen, der Lürriper Jung', hatte gehofft, sich mit Borussia Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Er selbst tat das im Sauseschritt, wurde Nationalspieler, gehörte zum WM-Team, war, trotz langer Verletzung, einer der Leistungsträger in Gladbach.

Keine Ausstiegsklausel

Der Verein jedoch, für den er seit 1993 spielt, stürzte ab. Bald wird die Zweitklassigkeit Wirklichkeit sein. Und Jansen nicht mehr da, trotz seines bis 2009 datieren Vertrages. Das Papier enthält keine Ausstiegsklausel oder festgeschriebene Ablösesumme, wie es sie bei einigen anderen Borussen gibt. Gerd vom Bruch, Jansens Berater, und der Spieler hatten darüber lange mit dem damaligen Manager Peter Pander diskutiert, bevor der Vertrag Ende 2005 um ein Jahr ausgedehnt wurde.

"Geht es nicht in die Richtung, die wir uns erhoffen, werden wir Marcell keine Steine in den Weg legen", erinnert sich vom Bruch an Panders Worte. Darum blieb der Vertrag ohne Hintertür. Pander ist nicht mehr da, doch vom Bruch hofft, dass auch dessen Nachfolger Christian Ziege nicht anders denkt. "Nächstes Jahr ist EM. Und es kann sich kein Bundestrainer erlauben, einen Erstligaspieler weg zu lassen, um einen aus der Zweiten Liga zu holen", sagt vom Bruch.

Bliebe Jansen in Gladbach, "wird er sich wohl jede Tür zuschlagen". In den nächsten Tagen werden sich der 21-Jährige und vom Bruch treffen, um die Sachlage zu erörtern. Sie werden Angebote sondieren und schauen, "was passt", sagt vom Bruch. Jansen kann sich sowohl einen Wechsel zu einem Top-Klub der Bundesliga als auch ins Ausland (England, Spanien, Italien) vorstellen.

Es wird bald auch Gespräche mit Borussia geben. Dabei wird es darum gehen, den Wechsel des Begabten abzuwickeln. "Wir müssen sehen, wo die Schmerzgrenze ist", so vom Bruch. Vergangenes Jahr bot der Hamburger SV zehn Millionen Euro. "Das ist jetzt aber unrealistisch.

Der HSV war nach dem Verkauf von van Buyten und Boulahrouz in einer Notsituation", sagt der Berater. Dennoch: Das Geld, das Jansen, das Eigengewächs, bringen wird, käme gerade recht für den Aufbau der neuen Mannschaft. Es wird Jansens Beitrag zum Neuanfang bei "seiner" Borussia sein.

(RP)
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