Borussia Mönchengladbach Eine Liebeserklärung an die Borussia

Kleve · In seiner Heimat Uedem liest Sebastian Dalkowski am Montag aus seinem Buch "111 Gründe, Borussia Mönchengladbach zu lieben." Im Gespräch erzählt er von seinem ersten Tor für den SV Uedem und wie er ein Poster von Heiko Herrlich verbrannte.

 Das Herz von Sebastian Dalkowski schlägt für die Fohlenelf. Am Montag liest er in Uedem aus seinem neuen Buch.

Das Herz von Sebastian Dalkowski schlägt für die Fohlenelf. Am Montag liest er in Uedem aus seinem neuen Buch.

Foto: Ronny Hendrichs

Im vergangenen Monat ist Ihr Buch "111 Gründe, Borussia Mönchengladbach zu lieben" erschienen. Eine Borussia-Bibel, ein Geschichtsbuch oder die Aufarbeitung einer Kindheit in Uedem?

Sebastian Dalkowski (lacht) Ein bisschen von allem, glaube ich. Auf der einen Seite ist das Buch natürlich sehr persönlich, weil ich viele eigene Erfahrungen und Erlebnisse einfließen lasse. Auf der anderen Seite unternehme ich auch eine kleine Reise durch die Geschichte des Vereins. Ich nenne es gerne ein Fußball-Buch neben der Spur, in dem über manche "wichtige" Persönlichkeiten nur drei Sätze stehen und eigentlich unwichtige ein ganzes Kapitel erhalten.

Wie lange braucht man überhaupt, um 111 Gründe zu finden, die Borussia zu lieben?

Dalkowski Ungefähr ein Drittel habe ich sofort aus dem Kopf heraus aufgeschrieben, das zweite Drittel hat sich während der ersten Recherche ergeben und der Rest ist dann nach und nach gekommen. Im Internet wurde ich auch schon beschimpft, warum ich das Buch überhaupt schreiben dürfe. Schließlich habe ich ja nicht einmal eine Dauerkarte und bin auch kein Mitglied im Verein.

Was nimmt Sie denn mehr mit — ein Sieg oder eine Niederlage?

Dalkowski Am liebsten ist mir eigentlich, wenn die Borussia sonntags spielt. Gibt's am Freitag schon eine dumme Niederlage, ist wieder das ganze Wochenende versaut. Überhaupt hält der Frust über eine Niederlage bei mir viel länger an, als die Freude über einen Sieg. Aber das ist wohl eine Charakterfrage. Schon in der Schule habe ich mich nur kurz über gute Noten gefreut — und lange über eine schlechte geärgert.

Sie sind seit 23 Jahren Gladbach-Fan, haben als Kind aber das Poster von Heiko Herrlich verbrannt...

Dalkowski Ja, in einer Metallschale, in der sonst wohl eher Liebesbriefe verbrannt worden sind. Das war auch überhaupt nicht lustig gemeint, sondern wirklich ernst. Heiko Herrlich ist damals nach Dortmund gewechselt.

Auch ein Poster von Marco Reus verbrannt, als er den Verein in Richtung Dortmund verließ?

Dalkowski Nein, heute sehe ich das gelassener. Ich kann nachvollziehen, dass es für ihn der nächste Schritt war. Und als Gladbach-Fan ist man ja gewohnt, dass viele der guten Spieler an einem Punkt in ihrer Karriere den Verein verlassen. Aber die Borussia kauft ja genau so Spieler anderer Vereine. Wir sind nur der kleinere Hai im Vergleich zu Bayern oder Dortmund.

Sie schreiben in Ihrem Buch, dass keiner so genau weiß, warum er Fan ist, aber jeder viele Erklärungen dafür hat. Gibt es einen Verein, mit dem Sie gar nichts anfangen können?

Dalkowski Neben Köln natürlich, da pflege ich eine Art Hassliebe, weil ich dort studiert habe. Hannover 96 ist der Verein, mit dem ich absolut nichts anfangen kann. Zum einen wegen einer DFB-Pokalfinal-Niederlage, zum anderen, weil überhaupt gar nichts an diesem Verein aufregend ist. Die könnten von mir aus absteigen.

Ihre ersten eigenen Erfahrungen auf dem Platz haben Sie beim SV Uedem gesammelt...

Dalkowski Relativ spät, weil ich zur Selbstverteidigung erst Judo lernen sollte. Dann habe ich im ersten Spiel der F-Jugend aber sofort ein Tor geschossen. Gegen Hönnepel/Niedermörmter. Am Ende standen 19 Treffer auf meinem Konto und wir sind direkt Meister geworden.

Am Montag lesen sie im Familienzentrum Kunterbunt. Erwartet Sie ein echtes Heimspiel?

Dalkowski Bisher weiß ich von drei Besuchern, alle drei sind Frauen. Wenn das so weitergeht und keiner etwas über Fußball hören möchte, habe ich auch andere Texte dabei. Ansonsten gibt es alles, was dazu gehört: Pfostenbruch, Büchsenwurf, Netzers Selbsteinwechslung, die erfolglose Verpflichtung von Giovanne Elber oder die Auszeichnung zur Krawattenmannschaft des Jahres. Meine Mutter kauft das Buch schon fleißig für alle möglichen Leute bei Geschenkidee Heidi Binn in Uedem. Zumindest da ist es wohl das derzeit bestverkaufte Buch (lacht).

(lukra)
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