Borussia Mönchengladbach Bonhofs Erinnerungen an seine "Lager"

Fussball · Borussias Vize-Präsident ist dem Team in der Türkei. Er weiß, wie wichtig die gemeinsame Zeit ist – trotz aller Strapazen.

 So war es früher: Trainer Udo Lattek begutachtet Rainer Bonhof und Berti Vogts bei einer Übungseinheit. Der Ball ist nicht zu sehen.

So war es früher: Trainer Udo Lattek begutachtet Rainer Bonhof und Berti Vogts bei einer Übungseinheit. Der Ball ist nicht zu sehen.

Foto: Imago

Borussias Vize-Präsident ist dem Team in der Türkei. Er weiß, wie wichtig die gemeinsame Zeit ist — trotz aller Strapazen.

 So war es gestern: Trainer Lucien Favre erklärt seinen Spielern seinen Plan für die Tage in Belek.

So war es gestern: Trainer Lucien Favre erklärt seinen Spielern seinen Plan für die Tage in Belek.

Foto: Dieter Wiechmann

Während die einen schwitzen, lassen es sich die anderen in der Sonne gutgehen. Rainer Bonhof steht am Spielfeldrand des Fußballplatzes vom Hotel "Maxx Royal" und schaut den Gladbacher Profis beim Training zu. Es ist eine lange Trainingseinheit, sie dauert fast zwei Stunden. Bonhof lächelt milde. Alles harmlos. Vor rund 35 Jahren fuhr der heute 63-Jährige letztmals als Spieler mit Borussia in ein Trainingslager. "Aber nicht im Winter", betont der Weltmeister von 1974. "Damals gab es noch keine Winterpause — wir blieben damals zu Hause. Bei Wind und Wetter."

Im Sommer jedoch ging es immer für zwei Wochen raus aus Gladbach. Nicht nach Österreich, an den Tegernsee, Dubai oder Belek, wie heute. "Wir fuhren immer in die Sportschule Schöneck in Karlsruhe", sagt Bonhof. "Das war die wichtigste Zeit des Jahres — damals legten wir die Basis für die komplette Saison." Diese Basis wurde in den Siebzigern noch deutlich rustikaler gelegt als heute. "Wir spielten immer Mann gegen Mann in der Bundesliga. Dementsprechend wurde viel Wert auf Körperkraft, Fitness und Willensstärke gelegt, weniger aufs Spielerische", sagt Bonhof.

Läufe mit Medizinbällen oder Berg-Sprints mit Zehn-Kilo-Gewichten gehörten zum Alltag. "Das würde heute kein Trainer mehr machen", betont Borussias Vizepräsident. "Seit den Neunziger Jahren wurde die Medizin in die Trainingslehre mit einbezogen. Das änderte so einiges."

Damals wie heute jedoch war der Rasen (meist) grün und der Ball rund. Die größten Veränderungen fanden abseits des Platzes statt. Während die Borussen heute in Luxustempeln residieren, "durfte man zu unserer Zeit froh sein, wenn man eine Toilette im Zimmer hatte", wie Bonhof sich erinnert. "Als Profi gehörte das zum Luxus. In Karlsruhe gab es zwei Trakte. Amateur- und Jugendmannschaften waren woanders untergebracht — und hatten das Klo auf dem Flur."

Auch in puncto Freizeitbeschäftigung klaffen Welten zwischen den Generationen. Mehrere Spieler haben in diesen Tagen ihre Spielkonsole dabei, vertreiben sich die Zeit zwischen den Übungseinheiten beim virtuellen Fußball auf der Playstation. Rainer Bonhof spielte früher im Trainingslager mit seinen Teamkameraden Skat. Und das sogar passabel. "Manchmal kamen uns die Karten aus den Ohren heraus, so viel spielten wir im Trainingslager", sagt er. "Ich durfte in jeder Gruppe mitspielen, so gut war ich schon. Überall erfolgreich war ich jedoch nicht." Später verlagerte man sich dann auf das Backgammon-Spiel, das in Deutschland immer populärer wurde.

Es ist jedoch nicht alles anders. Viele Geschichten kursieren über die wilden alten Jahre, in denen Spieler ausgebüxt sind und mitten in der Nacht wiederkamen. "Das ist Quatsch. Wir hatten damals, wenn wir zwei Testspiele gewannen, einen halben Tag frei — da sind wir mal zusammen Essen gegangen", sagt Bonhof.

Heute sind die Spieler froh, wenn sie mal ein paar Stunden aus dem Hotel können, um die Gegend zu erkunden. Und auch die Sportschule Schöneck in Karlsruhe gibt es immer noch.

Eine Bundesliga-Mannschaft ist dort aber schon viele Jahre nicht mehr hingefahren.

(RP)
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