Revierderby erhält noch mehr Brisanz Peter Bosz unter Druck - Endspiel gegen Schalke

Dortmund · Borussia Dortmund ist sang- und klanglos aus der Champions League ausgeschieden. Trainer Peter Bosz gerät vor dem Spiel gegen den FC Schalke 04 immer mehr unter Druck. Das Derby wird für den Holländer zum Endspiel.

Ratlos: Peter Bosz.

Ratlos: Peter Bosz.

Foto: dpa, bt exa fdt

Bosz bewahrt Haltung. Er sitzt auf dem Podium im Pressesaal des Dortmunder Stadions, und er muss schon wieder eine Niederlage erklären. Diesmal das 1:2 gegen Tottenham Hotspur im letzten Champions-League-Heimspiel der Saison. "Nach dem schnellen Ausgleich fehlte den Spielern das Vertrauen", sagt der Holländer, "alles war weg, was in der ersten Halbzeit gut war." Bosz sagt es kühl, höflich, gelassen. Kein Anflug von Stress in der Stimme, kein Verteidigungswall aus Wörtern.

Dabei gibt es ja Anlass zu Verteidigungsreden. Die Serie von Misserfolgen in der Bundesliga, die Abwehrschwächen, die miserable Bilanz in der Champions League. All das lastet die Welt der Experten irgendwann dem Trainer an. Das weiß Bosz. Und er weiß auch, was jetzt am Samstag im Derby gegen Schalke 04 auf dem Spiel steht. "Dieses Derby müssen wir gewinnen", sagt er. "das wird wichtig, auch für meine Position."

Bosz kennt das Geschäft. Seit 1981 lebt er im Profifußball, als Spieler, als Nationalspieler und WM-Teilnehmer, seit der Jahrtausendwende als Trainer. Und er kennt natürlich die Spielregeln. "Bei einem größeren Verein muss man gewinnen", erklärt er, "vor allem, wenn man es längere Zeit nicht getan hat." Daran kann niemand zweifeln. Und dass es längere Zeit keinen Sieg gegen andere größere Vereine gab, ist eine der Tatsachen in diesem bewegend trüben Dortmunder Fußball-Herbst.

Die Wegbegleiter des BVB zerbrechen sich ebenso wie der Trainer aus den Niederlanden mit Hingabe den Kopf, woran es denn wohl liegt, dass der Klub zurzeit hinter allen Ansprüchen zurückbleibt. "Das ist eine tote Mannschaft", urteilt Dietmar Hamann, ehemaliger Nationalspieler und seit längerem Fachmann beim TV-Sender "Sky". So weit gehen jene, die näher dran sind an der Mannschaft und am Klub, (noch) nicht. Aber es mehren sich Stimmen, die laut den Verdacht aussprechen, Borussia Dortmunds Team sei einfach nicht fit genug. Sie argwöhnen, in der Saisonvorbereitung sei nicht genug getan worden. Und sie verweisen darauf, dass der BVB zuletzt mit bestürzender Regelmäßigkeit nach einer Stunde deutliche Einbrüche zu verzeichnen hatte.

Bosz beteuert: "Das ist keine Frage der Physis." Es wäre auch ein Armutszeugnis, wenn er sich selbst bescheinigen müsste, sein Team nicht nach allen Regeln der Kunst auf Höchstleistung vorbereitet zu haben. Er glaubt, es handle sich eher um ein psychisches Problem. Diesen Eindruck bestätigt sein Spieler Gonzalo Castro. "Es liegt nicht an den Beinen, es liegt am Kopf", beteuert der Mittelfeldspieler. Die Serie der Niederlagen sorge bei Rückschlägen in den Spielen für eine regelrechte Blockade. Das Ergebnis war gegen Tottenham nach dem Ausgleich (wieder gütig mitvorbereitet von der Dortmunder Abwehr) und noch mehr nach dem Treffer zur 2:1-Gästeführung zu besichtigen. Die Beine wurden immer schwerer. Im Kopf der Dortmunder Fußballer schrie eine unbekannte Stimme: "Schon wieder!"

Logische Frage: Braucht die Mannschaft einen Psychologen? Bosz glaubt das nicht. Er sieht im Spiel gegen die herzlich ungeliebten Schalker die Chance, eine Trendwende herzustellen. Und weil er weiß, dass ganz Dortmund inklusive all der Spieler, die seit Jahren für den BVB antreten, um die herausragende Bedeutung der Begegnung mit dem Nachbarn weiß, betont der Coach: "Das Derby ist das Beste, was uns jetzt passieren kann. Da braucht der Trainer keinen Psychologen." Was er damit auch sagen will: "Ich brauche niemanden, der mir noch zusätzlich reinredet. Ich krieg das schon hin."

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Das ist schließlich so etwas wie sein Mantra. Auch nach dem Spiel gegen Tottenham, das nur eine gute halbe Stunde so etwas wie Zuversicht verbreiten konnte, versichert Bosz: "Wir geben nicht auf. Wir gehen weiter." Nach der bemerkenswert deutlichen Abfuhr, die Bayern München dem BVB vor gut zweieinhalb Wochen erteilte, hat Bosz gesagt: "Wir schaffen das."

Nun ist es zwei Niederlagen später. Und auch aus einem weiteren Grund ist der Tag des 1:2 gegen Tottenham ein besonderer Tag: Es ist der 54. Geburtstag des Trainers. Eine große Feier gibt es nicht.

(pet)
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