Kommentar zum FC Bayern Hoeneß ist nicht mehr tragbar

Düsseldorf · Die Fehltritte von Uli Hoeneß in den vergangenen Wochen werfen die Fragen auf, ob der Klubboss noch Herr der Lage ist – und wie lange für den FC Bayern noch tragbar. Ein Kommentar.

 Uli Hoeneß bei der Mitgliederversammlung 2018 des FC Bayern.

Uli Hoeneß bei der Mitgliederversammlung 2018 des FC Bayern.

Foto: AP/Matthias Schrader

Uli Hoeneß ist in diesen Tagen nicht wiederzuerkennen. Der Präsident des FC Bayern hatte zwar schon immer die Rolle des Polterers inne und war keiner, den man unbedingt gern haben musste. Aber früher waren seine Poltereien kalkuliert. Früher sendete Hoeneß gezielt Giftpfeile, um Kontrahenten zu schwächen, um woanders Unruhe zu stiften. Das machte immer Sinn, denn es ging nie um ihn, immer um den Verein. Heute aber agiert der 66-Jährige ungewohnt kopflos. Zu sehen ist Uli, der Maßlose. Uli, der Starrsinnige. Und deswegen vielleicht ein Uli, für den es Zeit ist, zu gehen.

Ihren Anfang nahmen die Verwirrungen des Vereinspräsidenten auf der irritierenden Bayern-Pressekonferenz Ende Oktober, als Karl-Heinz Rummenigge und er eine satte Medienschelte betrieben – inklusive des Vorwurfs der „Respektlosigkeit“ und dem Verweis auf die Würde des Menschen. Parallel dazu läuft seit Wochen die Fehde mit Paul Breitner. Der hatte es gewagt, die Bayern öffentlich für ihr Auftreten zu kritisieren. Der Zoff eskalierte derart, dass Hoeneß ihn von der Ehrentribüne verbannte, jüngst ohne Not Breitners Honorare im Dienst des FC Bayern offenlegte und ihm schon zuvor die Freundschaft aufkündigte. Hoeneß‘ Sprache hat sich auch verändert. Sie ist abgründiger geworden und extremer: Nachdem Fortuna Düsseldorfs Stürmer Dodi Lukebakio vor gut einer Woche das 3:3 in München schoss, da sagte Hoeneß: „Ich habe gedacht, die Welt geht unter.“

Er war einst Uli, der Starke. Uli, der Unantastbare. Weder seine Zeit im Gefängnis, noch Stammtischgehabe in Interviews konnte an diesem Status rütteln. Zu groß war die Dankbarkeit im Verein dafür, dass es maßgeblich Hoeneß war, der den FC Bayern zum erfolgreichsten Fußballklub der Republik gemacht hat. Die Dinge in Bayern aber haben sich geändert. Was war, das ist nicht mehr. Das hat in der Politik die CSU erfahren. Und nun trifft es die nächste Institution: Auf der Mitgliederversammlung am Freitag hat sich das gezeigt, als er von Mitgliedern als „Lügner“ oder „Feigling“ bezeichnet und beschimpft wurde. Das stieß ihm sauer auf. Ob das noch "mein FC Bayern" sei, fragte er zwei Tage später. Es war nie sein FC Bayern, dachten da viele. Und dass er in der Kritik aus den Reihen der Mitglieder den Versuch sah, seinen "tadellosen Ruf" zu beschädigen. Hoeneß hat sich entfremdet. Von den Fans. Von der Realität. Vor allem aber von sich selbst. Das kann ein FC Bayern auf Dauer nicht hinnehmen.

(ball)
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