Bayer Leverkusen Alle Kinder wollen mit Kießling einlaufen

Leverkusen · Schulklassen und Vereinsmannschaften, die Einlaufkinder bei der Werkself sein wollen, können sich mit kreativen Projekten bewerben. Die Nachfrage ist groß, und der Wunschspieler der Kleinen ist auch keine Überraschung.

 Der große Moment: Wer als Mädchen beim Spiel gegen den FC Bayern München (links hinten Thomas Müller) an Stefan Kießlings Hand einlaufen darf, lebt den Traum vieler Gleichaltriger in Leverkusen.

Der große Moment: Wer als Mädchen beim Spiel gegen den FC Bayern München (links hinten Thomas Müller) an Stefan Kießlings Hand einlaufen darf, lebt den Traum vieler Gleichaltriger in Leverkusen.

Foto: Uwe Miserius

Manchmal fallen sie einer breiteren Öffentlichkeit auf. Etwa in den Fällen, in denen — wie bei Münchens Franck Ribéry oder dem ehemaligen Schalker Raul geschehen — ihre Körpergröße den eigentlichen Protagonisten an ihrer Hand in den Schatten stellt. Manchmal werden sie auch mit Humor angekündigt. Etwa bei Mainz 05, wenn der launige Stadionsprecher sie ansagt mit den Worten: "Weil beide Mannschaften auch heute nicht alleine den Weg ins Stadion gefunden hätten, haben sie wieder unsere Einlaufkinder dabei."

Eines ist allerdings stets gewiss: "Es ist für die Kinder ein großes Erlebnis. Das lässt sich immer gut an ihren Augen ablesen." Das sagt Tessa Wienstroer aus Erfahrung. Seit einigen Jahren schon kümmert sie sich bei Bayer 04 um die "Werkself-Eskorte". Dahinter verbergen sich die Jungen und Mädchen, die bei Heimspielen Hand in Hand mit den Profis den Rasen betreten, kurz mit den Fußballern Aufstellung nehmen, um im Anschluss im wieselflinken Laufschritt wieder im Inneren des Stadions zu verschwinden. Was nur wenige wissen: Der Nachwuchs hat sich dieses Erlebnis bis dahin schon verdient und ist kreativ in Vorleistung gegangen. "Denn über Beziehungen geht bei uns nichts", verdeutlicht Wienstroer.

Eingebettet sind beim Werksklub die Bewerbungen in das Projekt "Bayer 04 macht Schule". Jedes Jahr sind Schulklassen und Vereinsmannschaften aufgerufen, sich daran zu beteiligen. Gemeinsam sollen sie ein Projekt einreichen. Es kann gewerkelt, gemalt, gebastelt, werden — der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. "Einmal haben wir einen riesigen, bestimmt fünf Meter langen Schal bekommen, den alle Kinder zusammen gestrickt haben", veranschaulicht Wienstroer. Zuletzt reichte eine Klasse eine Schaufensterpuppe ein, die mit jeder Menge Bayer-04-Fanartikeln ausgestattet war. "Am liebsten", merkt die Bayer-Mitarbeiterin schmunzelnd an, "haben wir es krumm und schief. Dann wissen wir, dass es Kinder gemacht haben."

Zu jeder Saison erreichen den Verein mehr Anfragen, als es Heimspiele gibt. "Das ist mit das Schlimmste, wenn wir Kindern absagen müssen", sagt Wienstroer. Im vorigen Sommer standen 37 Bewerbungen 17 garantierte Spiele im Leverkusener Stadion gegenüber. Denn weil bei Champions-League-Partien die Einlaufkinder von einem Sponsor bestimmt werden, kann der Werksklub seine Eskorte nur für Liga- und DFB-Pokalspiele auswählen — wobei das mit dem Pokal eher theoretischer Natur ist, da seit März 2002 kein Spiel mehr in dem Wettbewerb in der BayArena ausgetragen wurde.

Ende der Bewerbungen ist stets der 30. Juni jeden Jahres. Im Anschluss bewerten Wienstroer, ihr Kollege Jörg Kappenhagen und zumeist ein Praktikant die Einsendungen: Passt es zum jeweiligen Jahresmotto, wie originell ist die Idee, wie viel Zeit wurde investiert? Und die Urheber der allerbesten Arbeiten werden später zumeist zu Einlaufkindern beim Duell der Werkself gegen Bayern München. An welcher Hand sich schließlich welches Kind wiederfindet, darauf haben Wienstroer und Co. keinen Einfluss mehr. "Es wird hintereinander in den Spielertunnel marschiert, und dort ergibt sich dann, wer mit wem aufs Spielfeld geht. Wenn wir vorher fragen würden, hätte Stefan Kießling ja ständig 22 Kinder an der Hand", verdeutlich die Bayer-Mitarbeiterin.

Aber oft ist es auch egal, mit wem genau der Nachwuchs ins Stadion schreitet. Am Ende teilen viele eine Gemeinsamkeit: Sie versprechen hoch und heilig, sich nie wieder die Hände zu waschen.

(RP)
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