Leverkusen Bassist Marcus Miller zieht alle Register

Leverkusen · Marcus Miller präsentierte den glasklaren, reinen E-Bass-Sound am Elften im Elften im Forum. Kaum jemand hatte zum 11.11. das Forum, Spielstätte der Leverkusener Jazztage, im Kostüm gestürmt. Doch vielleicht unbewusst imitierte Bassist Larry Graham rheinische Tradition in diesem größten Sitzungssaal des Leverkusener Karnevals.

 Auch die 34. Leverkusener Jazztage sind ohne den Bassisten Marcus Miller undenkbar. Er begeisterte im Forum.

Auch die 34. Leverkusener Jazztage sind ohne den Bassisten Marcus Miller undenkbar. Er begeisterte im Forum.

Foto: Marcus Miller

"Der Prinz kütt", mag mancher gedacht haben, als Mister Graham im weißen Anzug mit Hütchen sich den Weg durch den gesamten Terrassensaal bahnte. Statt Kamelle und Strüßcher schenkte der gut gelaunte Showstar der Menge ein paar Plopps aus seinem Bass.

Als Erfinder der mit dem Daumen angeschlagenen Basssaite wird dieser Messias gefeiert, er revolutionierte bereits in den Siebzigern den Disco-Sound mit seiner Band "Graham Central Station". So hieß es jetzt auch "Dance to the music". Zwischendurch erläuterte er die große Liebe, die er seinen Fans entgegenbringt.

Als bekennender Zeuge Jehovas gilt Larry auch als Bekehrer der Kultfigur Prince, mit dem er häufig zusammengearbeitet hat. Und er ist ein Kenner großer Show-Effekte, mit singender Assistentin und gewagten Tanzschrittchen fürs Volk — ein großer Unterhalter, der auch auf jeder Karnevalsgroßveranstaltung an diesem Tage richtig abgeräumt hätte.

Nicht ganz so massenkompatibel spielte das Trio des Schlagzeugers Omar Hakim, ein Trommelwunder, der auch im Vergleich mit seinen berühmteren Kollegen immer sehr gut abschneidet.

Diesmal assistierte Bassist Victor Bailey dem Superdrummer, der lange und spektakuläre Improvisationen über seine Toms rattern ließ. Die beiden trafen auf den angesagten Tastenstar Rachel Z., die eine wirklich ausgezeichnete Pianistin ist. In Leverkusen stellte sie sich auf Electronics um, denn das "Trio of Oz" gab es auch schon mit anderem Bassisten als akustische Variante.

Die elektrische Version passt aber besser zu den wilden Drum-Attacken, die ja einen Großteil der Show ausmachen. Die Songs der gebürtigen New Yorkerin Rachel Carmel Nicolazzo wirken eingängig und gefällig, sie betreibt auch eine Rockband in den Staaten.

Der Grammy-Gewinner von 2001, Meister des Knackbasses und langjährige Wegbegleiter der Leverkusener Jazztage, Marcus Miller, präsentierte den glasklaren, reinen E-Bass-Sound, der ich auch in diesem Jahr die Poleposition des Bass-Events sicherte.

In den Pausen begann im Agamsaal die Präsentation der musikalischen Zukunft mit jungen Musikern, die sich aus knapp 200 Bands in die letzte Auswahl retten konnten.

Diesmal trat ein jazzendes String-Trio und die Singer/Songwriterin Natalie Kies auf. Sie saß gewandet wie Rotkäppchen mit Haube am Flügel: Die Zukunft wird märchenhaft schön.

(RP)
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