Leverkusen Awo-Anbau: "Etappensieg" für Anwohner

Leverkusen · Der Bauausschuss nahm den Punkt Seniorenzentrum Tempelhofer Straße gestern von der Tagesordnung.

Dem Vernehmen nach soll im Awo-Seniorenzentrum an der Tempelhofer Straße gestern Beifall geklatscht worden sein. Grund dafür ist ein simpler politischer Vorgang. Der Leverkusener Bau- und Planungsausschuss hat am Nachmittag in seiner Sitzung im Rathaus den Punkt 14 "Tempelhofer Straße" auf Antrag der Ratsmehrheit Jamaica Plus (CDU, Grüne, FDP, Die Unabhängigen) von der Tagesordnung abgesetzt.

Das verbuchen die Gegner des geplanten Anbaus als Erfolg — gewissermaßen als Etappensieg, das "Monstrum", wie sie den Anbau nennen und gegen den sie 1200 Unterschriften gesammelt hatten, in dieser Form zu verhindern.

Dass die Politiker vertagen, wird dahingehend interpretiert, dass sie keine Eilbedürftigkeit für eine Bebauungsplan-Änderung erkennen und deshalb weiteren Awo-internen Beratungen den Vorzug geben, anstatt bereits einen Beschluss über die erneute öffentliche Auslegung eines Bebauungsplans herbeizuführen.

Genau um diese Zeitverlängerung hatte der Beirat der Bewohner unter dem Vorsitz von Wilfried Lahne zuvor ausdrücklich gebeten, da kurzfristig wesentliche Grundsatz- und Detailfragen nicht befriedigend gelöst werden könnten. Die in der Vorlage geltend gemachte Eilbedürftigkeit bestehe nicht, da für die von der Awo für die Generation 60+ geplanten hochwertigen Wohnungen "nachweisbar kein Bedarf besteht", heißt es in einem Schreiben — auch deshalb nicht, weil "diese Wohnungen nicht mit den Service- und Pflegeleistungen voll in die Infrastruktur des Seniorenzentrums integriert sind". Diese Service- und Pflegeleistungen sollten entsprechend der Awo-Planung durch niedergelassene ambulante Dienste erfolgen, "die überwiegend noch nicht einmal eine Beziehung zur Awo haben" — nicht wesentlich anders als in einer Stadtwohnung. Es ergebe sich durch die räumliche Nähe zum Seniorenzentrum deshalb kein Nutzen für die Mieter, der Baukörper führe jedoch zur erheblichen Verschlechterung des Wohnumfeldes.

Für den ursprünglich geplanten Anbau — in dem sollte Platz für bis zu 16 barrierefreie Wohnungen sein — hatte schon einmal ein Bebauungsplan ausgelegen. Doch den Anwohnern, so die Kritik, wird dadurch zuviel Grünfläche zubetoniert.

Ihr eigener Vorschlag sieht vor, den Saal abzureißen, darunter eine Tiefgarage zu bauen, ihn dann wieder zu errichten und auf dem Saal Geschosse mit Wohnungen zu bauen.

Das Bewohnergremium hatte sich im Tauziehen um den Erweiterungsbau schon einmal mit einem Schreiben an Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn und die Stadtratsfraktionen gewandt.

Buchhorn hatte daraufhin sowohl mit den Bewohnervertretern als auch mit dem geschäftsführenden Vorstand Manfred Hans gesprochen und vermittelt. In einem Antwortschreiben teilte der Stadtchef mit, die jetzt von der Awo vorgelegte abgespeckte Planung sei seiner Auffassung nach ein "gelungener Kompromiss".

Der Beirat argumentiert jedoch, durch die fehlende Service-Anbindung an das Seniorenzentrum unterscheide sich das Awo-Angebot "nicht von dem Angebot des barrierefreien Wohnens in den benachbarten WGL-Wohnungen, und den erst kürzlich in der Nachbarschaft zum Seniorenzentrum errichteten Mietwohnungen".

(RP)
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