Schon der achte Fall Auch Edgar Davids soll mit Nandrolon gedopt haben

Rom (rpo). Der niederländische Fußball-Nationalspieler Edgar Davids soll mit Nandrolon gedopt haben. Der Mittelfeldstar des Rekord-Meisters Juventus Turin sei bei einer Kontrolle positiv auf das Anabolikum getestet worden, berichteten italienische Medien unter Berufung auf die Turiner Staatsanwaltschaft, die seit Jahren wegen Dopings im Sport ermittelt.

Der italienische Fußball kommt nicht zur Ruhe. Die vom Passfälscher-Skandal und von rassistischen Ausschreitungen der Fans ohnehin überschattete Serie A versinkt nun auch noch im Doping-Sumpf. Erst am Samstag war Lazio Roms Abwehrstar Fernando Couto endgültig des Nandrolon-Dopings überführt worden. Beiden drohen mindestens 16 Monate Sperre und wegen des Anfang des Jahres in Kraft getretenen Dopinggesetzes zudem sogar noch bis zu drei Jahre Haft und Geldstrafen von bis zu 100 000 Mark.

Couto, dem nach Diego Armando Maradona die zweifelhafte Ehre zuteil wird, der bislang prominenteste Dopingsünder Italiens zu sein, ist klar überführt. Der Fall Davids dagegen erscheint rätselhaft. Der Mittelfeldstar sei beim Spiel gegen Udine am 4. März bei einer Dopingkontrolle positiv auf das Anabolikum getestet worden, berichteten italienische Medien am Sonntag unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft in Turin, die seit Jahren wegen Dopings im Sport ermittelt. Weder das für die Dopingkontrollen zuständige Nationale olympische Komitee Italiens (Coni) noch der Club bestätigten die positive A-Probe aber am Sonntag.

"Das scheint alles organisiert, um uns vor dem wichtigen Spiel gegen Parma zu verunsichern", wittert Juve-Manager Luciano Moggi eine Verschwörung. Gleichzeitig betonte er aber, dass Davids kurz vor der angeblich positiven Dopingprobe am 28. Februar noch mit der niederländischen Nationalmannschaft ein Freundschaftsspiel gegen die Türkei bestritten hat. So als wolle er vorsichtshalber schon einmal der medizinischen Abteilung der Niederländer den "Schwarzen Peter" zuschieben, für den Fall, dass der Fußballverband (Figc) Davids Dopingbefund am Montag offiziell bestätigt, wie die italienischen Zeitungen berichten.

Davids, den sie in Italien wegen seiner aggressiven Spielweise den "Pitbull" nennen, kam 1998 vom AC Mailand nach Turin. Im Sommer 1999 musste er sich einer Augenoperation unterziehen. Bis heute spielt er deshalb mit einer Schutzbrille. Weil er nach der Operation mit auf der Dopingliste stehenden Medikamenten behandelt wurde, musste er einige Wochen aussetzen, bis er vom Verband eine Ausnahmegenehmigung erhielt. "Wenn sich der Dopingbefund bestätigt, waren garantiert nur die Augen-Medikamente Schuld", nahm Clarence Seedorf von Inter Mailand seinen Nationalmannschaftskollegen in Schutz.

Während der Fall Davids am Wochenende noch unklar blieb, besteht an Coutos Dopingbefund nach der am Samstag veröffentlichten B-Probe kein Zweifel mehr: Der portugiesische Nationalspieler hatte beim Spiel des amtierenden Meisters am 28. Januar gegen den AC Florenz (1:4) Spuren von Nandrolon im Körper. "Ich habe nie Dopingmittel genommen", wies Couto jegliche Schuld zurück. Und sein Club steht hinter ihm. "Wir werden vor Gericht ziehen, wenn Couto gesperrt wird", droht Lazio-Chef Sergio Cragnotti. "Die gefundenen Nandrolon- Mengen sind so gering, dass niemand von vorsätzlichem Doping ausgehen kann", erklärt Vereinsarzt Campi die Verteidigungstrategie.

Rückstände des Nandrolons seien in zugelassenen Medikamenten oder Nahrungsmitteln gewesen und von Couto ungewollt eingenommen worden, behaupten die Römer. Die Mannschaft ist verunsichert. "Die Spieler nehmen nicht einmal mehr unbedingt nötige Mineralsalz-Präparate", klagt Vereinsarzt Campi. Keiner will ein Risiko eingehen. Den Profis vergeht der Appetit auf eigentlich zulässige Aufbaupräparate, wenn 16 Monate Sperre und gar Gefängnis drohen. Die Folge: Beim 1:0-Sieg gegen den AC Parma lagen am letzten Spieltag sechs Lazio-Kicker mit Wadenkrämpfen auf dem Rasen.

Bereits in der vergangenen Woche hatten sich Spielergewerkschaft, Mediziner, Trainer und Verbandsfunktionäre deshalb in Mailand getroffen, um einen "Verhaltenskodex" zu erarbeiten. Einerseits sollen alle Beteiligten besser über Doping informiert werden. Andererseits fordern die Spieler die Sicherheit, dass sich in zugelassenen Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln auch wirklich keine Dopingrückstande befinden.

(RPO Archiv)
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