"Viertelfinale ist möglich" Ehrhoff und Co. gehen in die Vollen

Helsinki · Am Tag nach ihrem ersten WM-Sieg machten die Spieler einen großen Bogen um die Eisfläche und gingen stattdessen beim Bowling in die Vollen. Nur Christian Ehrhoff war ein bisschen traurig. "Meine Tochter ist vier Jahre alt geworden, und ich war nicht da. Da hat man als Vater auch ein weinendes Auge", sagte der Kapitän der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft.

Eishockey-WM 2013: Deutschland - Österreich 2:0
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Immerhin stellte der NHL-Profi mit seinen Kollegen am Geburtstag von Töchterchen Leni mit dem 2:0-Zittersieg gegen Österreich sicher, dass er nicht als Absteiger aus Helsinki zurückkehrt. "Gut, dass wir gewonnen haben, dann kann ich mit gutem Gewissen nach Hause kommen.
Dann können wir auch den Vatertag nachholen."

Wann Ehrhoff wieder daheim in Krefeld sein wird, weiß er allerdings noch nicht. Nach dem hart erkämpften und am Ende glücklichen Erfolg gegen den Aufsteiger ist sogar eine Verlängerung möglich. Gewinnt die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ihre verbleibenden Vorrundenspiele am Samstag (19.15 Uhr) gegen Lettland, am Sonntag (15.15 Uhr) gegen die USA und am kommenden Dienstag (15.15 Uhr/alle Sport1) gegen Frankreich, steht sie doch noch im Viertelfinale.

"Solange das große Ziel noch zu greifen ist, wollen wir alles versuchen", sagte Marcus Kink, der bei der Revanche für das Olympia-Aus im Februar zum Torjäger avancierte. Der Mannheimer, eigentlich vorwiegend mit Defensivaufgaben betraut, beruhigte nach 37 quälenden Minuten die flatternden Nerven mit einem erfolgreichen Alleingang. "Eines der schönsten Tore der WM", lobte Ehrhoff, und Kink konnte sich an seinem Treffer gar nicht satt sehen: "Da hab' ich schon noch mal zum Videowürfel hochgeschaut, ich schieß' ja nicht so oft bei der WM ein Tor."

Acht Sekunden vor Schluss bekam der 28-Jährige dann noch seinen dritten Treffer des Turniers gutgeschrieben, obwohl er den Puck gar nicht im verlassenen österreichischen Tor untergebracht hatte. NHL-Star Thomas Vanek hatte ihn von hinten gefoult, die Schiedsrichter entschieden auf "technisches Tor" - der erste deutsche WM-Sieg nach drei unglücklichen Niederlagen war perfekt.

Entscheidenden Anteil hatte auch Torhüter Rob Zepp, der noch beim 2:3 gegen die Slowakei zweimal gepatzt hatte. Nach ebenfalls nervösem Beginn wehrte der Berliner alle 27 Schüsse ab und feierte seinen ersten Shutout im DEB-Trikot. "Er war unglaublich - Gott sei Dank", sagte Bundestrainer Pat Cortina und atmete kräftig durch.

Dann gab der Italo-Kanadier seinen Spielern einen Tag frei, damit sie beim Bowling in der Kamppin Keilahalli das "Klavier auf dem Rücken" abstellen konnten. "Der große Druck ist jetzt weg", meinte Cortina und fügte mit Blick auf Platz fünf in der Tabelle an: "Uns gefällt, wo wir stehen. Das Viertelfinale ist weiterhin möglich."

Nach vier Spielen in sechs Tagen und dem monotonen Hin und Her zwischen dem Hotel Presidentti und der Eishalle gönnte der 48-Jährige den Siegern ein wenig Abwechslung. "Sie sollen Abstand vom Eishockey gewinnen, abschalten, einfach mal rausgehen", sagte Cortina: "Nach zwei Tagen Pause gibt es dann einen Neustart."

Den freien Tag hatte sich besonders Kapitän Ehrhoff verdient. Der 30-Jährige stand in den ersten vier Spielen insgesamt 118:04 Minuten auf dem Eis - fast 40 Minuten länger als sein Verteidigerkollege Frank Hördler, der Spieler mit der zweitmeisten Einsatzzeit. Kein Wunder, dass er zusammen mit den anderen acht Vätern im Team nicht mit dem Bollerwagen durch Helsinki ziehen wollte: "Das holen wir nach, wenn wir wieder zu Hause sind."

(sid/are/seeg)
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