Persönlich Virginia Raggi . . . kämpft um ihre Glaubwürdigkeit

Ein Mafia-Skandal in der italienischen Hauptstadt Rom begünstigte im vergangenen Juli ihren glanzvollen Sieg, nun könnten mafiöse Machenschaften ihr selbst zum Verhängnis werden. Virginia Raggi und ihre "Fünf-Sterne-Bewegung" hatten nach Raggis Wahl zur Bürgermeisterin einen Neuanfang versprochen - sie wollten aufräumen mit dem Filz in der Stadtverwaltung, mit korrupten Beamten, mit der Selbstbereicherung in der Politik.

Doch jetzt muss die 38-jährige Anwältin zusehen, dass ihre Versprechen sie nicht den Job kosten. Denn zwei ihrer engsten Vertrauten stehen derzeit unter Korruptionsverdacht. Einerseits wurde nun Raffaele Marra, Raggis wichtigster Stabsmitarbeiter, verhaftet. Er habe sich laut Ermittlern von einem bekannten Baulöwen, der ebenfalls schon im Gefängnis sitzt, bestechen lassen.

Zum anderen musste vor wenigen Tagen die für die Müllentsorgung zuständige Stadträtin Paola Muraro zurücktreten - gegen sie wird ebenfalls ermittelt. Zwei Personalien, für die Raggi bereits seit längerer Zeit in der Kritik stand. So forderte Beppe Grillo, der Kopf der "Fünf-Sterne-Bewegung", bereits kurz nach ihrem Amtsantritt, auf die Dienste Marras zu verzichten. Doch die 38-Jährige weigerte sich, ihren Vertrauten aufzugeben. Und auch an Muraro hielt sie bis zuletzt verbissen fest.

Dabei hatte die gebürtige Römerin bei Amtsantritt verkündet, sie wolle vor allem eines walten lassen: "onestà", Ehrlichkeit. Die Vorwürfe gegen Marra und Muraro sind damit allerdings nur schwer vereinbar, zumal Raggi nun auch selbst ins Visier der Fahnder geraten ist. Beobachter werfen ihr inzwischen Überforderung und Untätigkeit vor. Tatsächlich kann sie nicht viel politische Erfahrung vorweisen, saß vor ihrem Wahlsieg erst seit 2013 im Stadtparlament. Gestern sagte sie nun: "Für die Römer arbeiten wir pausenlos und werden es weiterhin tun." Die Rücktrittsforderungen ihrer Konkurrenten werden derweil aber immer lauter.

(RP)
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