Krawalle und Unfälle rund ums Feiern Polizei und Feuerwehr haben alle Hände voll zu tun

Hamburg (dpa). Krawalle und Unfälle mit mehreren Toten haben an einigen Orten die Millenniumsfeiern überschattet. Vor allem in Berlin hatten Feuerwehr und Polizei alle Hände voll zu tun. Die Feuerwehr in der Hauptstadt musste allein in den ersten drei Stunden des Tages zu mehr als 1000 Einsätzen ausrücken. "So etwas hat es noch nie gegeben", sagt ein Sprecher am Samstag.

Ein 25-jähriger Mann starb, als er auf der falschen Seite aus einer S-Bahn stieg und von einem entgegen kommenden Zug erfasst wurde. 147 Menschen wurden in Kliniken eingeliefert.

In der Düsseldorfer Altstadt erlitten rund 200 Menschen Verletzungen durch Glasscherben und Feuerwerkskörper. "Das war nicht mehr normal, die Leute waren total abgedreht", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Schockiert zeigte er sich über die Rücksichtlosigkeit. "In die Besuchergruppen wurden oft vorsätzlich Böller geworfen." In München rückte die Feuerwehr zu 98 Brandeinsätzen aus, 629 Mal waren Rettungsdienste erforderlich.

Kugel aus Waffe gelöst

Besonders Unachtsamkeit im Umgang mit Feuerwerk führte zu Opfern. In Gelsenkirchen starb eine 42-Jährige beim Silvesterfeuerwerk durch einen Schuss in den Hals. Die Polizei geht von einem Unglück aus. Beide Hände verlor ein 41 Jahre alter Mann in Elsnig in Sachsen bei einer Explosion, als er einen Feuerwerkskörper basteln wollte. In Hildesheim riss ein Silvesterknaller einem 14 Jahre alten Jungen die linke Hand ab. Im saarländischen Bubach bei St. Wendel zerfetzte eine selbst gebaute Rohrbombe einem 29-Jährigen eine Hand.

Zahlreiche Menschen verloren bei Autounfällen in der Silvesternacht ihr Leben. In Oberhausen starben beim Zusammenstoß eines Linienbusses mit einem Personenwagen am Samstagmorgen vier Menschen, die in dem Pkw gesessen hatten. Der Fahrer des Busses wurde schwer verletzt, zwölf Businsassen leicht. Möglicherweise hatte der Fahrer des Autos eine rote Ampel überfahren und war vom "Nachtexpress" erfasst worden.

Tote auf den Straßen

In Hessen starben bei Autounfällen in der Silvesternacht zwei Menschen. Ein 50-Jähriger war bei Darmstadt aus seinem Auto geschleudert worden, nachdem das Fahrzeug gegen einen Betonsockel geprallt war. Mit voller Geschwindigkeit fuhr am Neujahrsmorgen in Oestrich-Winkel (Rheingau-Taunus-Kreis) ein 20 Jahre alter Mann mit seinem Auto in eine Mauer und starb. In Berlin-Spandau verloren zwei Menschen bei Unfällen ihr Leben. In der Nähe von Siegburg (NRW) wurde ein 28-jähriger Fußgänger von einem Auto erfasst und getötet.

Auf den Philippinen kamen mindestens 16 Menschen während der Jahrtausendfeiern ums Leben, mehr als 840 wurden verletzt. Sieben Menschen, davon vier Kinder, starben nach Angaben der Polizei bei einem Brand in den Slums von Caloocan. Das Feuer war nach ersten Untersuchungen durch Kurzschlüsse entstanden. In Italien wurden laut Fernsehberichten bei den Knallereien in der Silvesternacht drei Menschen getötet, über 100 verletzt. Es gab damit weit weniger Tote als in den Vorjahren.

Krawalle begleiten die Feiern

Vielerorts gab es Krawalle mit zahlreichen Verletzten. Die Silvesterfeier auf dem Marktplatz in Stendal (Sachsen-Anhalt) endete am Morgen mit einer Auseinandersetzung zwischen angetrunkenen Jugendlichen und der Polizei. Nachdem die Polizei nach einer Schlägerei vier Verdächtige wegen gefährlicher Körperverletzung festgenommen hatte, wurden die Beamten von etwa 150 zumeist betrunkenen Menschen angegriffen. Sechs Polizisten wurden leicht verletzt.

Die Kopenhagener Polizei nahm etwa 50 junge Leute nach gewalttätigen Unruhen und Angriffen auf Beamte fest. Wie ein Sprecher mitteilte, erlitten fünf Beamte Verbrennungen im Gesicht, als Angehörige der Autonomen Szene im Stadtteil Nörrebro Brandsätze in Einsatzwagen warfen. Im französischen Straßburg und in Mülhausen steckten Randalierer in der Millenniums-Nacht Dutzende von Fahrzeugen in Brand.

Bangladesch: Randalierer zerstören Autos

In Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, wurden bei einer Straßenschlacht mehr als 50 Menschen verletzt. Die Randalierer zerstörten zahlreiche Autos und zündeten Reifen an. 35 Unruhestifter wurden festgenommen. Radikale moslemische Geistliche hatten zuvor Drohungen gegen die Feiern ausgestoßen, die sie als "heidnischen Brauch" kritisierten. 87 Prozent der Einwohner von Bangladesch sind Moslems. Die Elite ist aber westlich orientiert und feierte Partys hinter verschlossenen Türen.

In der englischen Stadt Oxford stahlen Diebe während der Millennium-Feiern ein Gemälde von Paul Cezanne (1839- 1906) aus einem Museum. Wie der britische Rundfunksender BBC unter Berufung auf die Polizei meldete, wird der Wert des Kunstwerkes auf sechs Millionen Mark (zwei Millionen Pfund) geschätzt. Die Unbekannten drangen demnach gegen 1.30 Uhr durch das Dach des Ashmolean-Museums ein und entwendeten das zwischen 1879 und 1882 entstandene Gemälde "Auverse sur Oise".

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort