Honorarstreit: Ärzte planen Urabstimmung

Berlin Die Ärzte haben die Honorar-Verhandlungen mit den Krankenkassen abgebrochen. Patienten müssen sich darauf einstellen, dass in der letzten Septemberwoche bundesweit Arztpraxen geschlossen bleiben. Die Ärzteverbände wollen bis zum 12. September ihre Mitglieder zu einem Streik befragen. "Wir rechnen mit massiver Zustimmung", sagte ein Sprecher des Hartmannbundes. Lediglich der Hausärzteverband zeigte sich zurückhaltend und will seine Mitglieder zunächst nicht befragen.

Die niedergelassenen Ärzte sind empört, dass ihre Honorare im kommenden Jahr nur um 0,9 Prozent, etwa 270 Millionen Euro steigen sollen. Sie selbst hatten 3,5 Milliarden Euro zusätzlich gefordert. Die Krankenkassen hingegen wollten ursprünglich 2,2 Milliarden Euro weniger zahlen. Die Ärzte haben beim Landessozialgericht Berlin-Brandenburg Klage gegen den Schlichterspruch von 0,9 Prozent Steigerung eingereicht. "Wir können nicht den Eindruck erwecken, als sei das Vorgehen der Krankenkassen in Ordnung", unterstützte der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Peter Potthoff, seine Kollegen in Berlin.

Zudem gab es in den vergangenen Monaten erhebliche atmosphärische Störungen und gegenseitige verbale Attacken zwischen Kassen und Ärzten. Die Ärzte fordern nun zunächst ein informelles Gespräch mit den Krankenkassen, wie sie "der gemeinsamen Verantwortung für die Versorgung der Menschen in Deutschland künftig gerecht werden können." Die Krankenkassen erklärten, für ein solches Gespräch "selbstverständlich" zur Verfügung zu stehen.

Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) forderte die Streitparteien auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Der CSU-Gesundheitspolitiker Johannes Singhammer zeigte Verständnis für die Haltung der Mediziner. "Ärzte und Kassen müssen zu einem Ergebnis kommen, bei dem die Ärzte nicht einfach überwältigt werden." Landesministerin Barbara Steffens (Grüne) verwies darauf, dass die Ärzte in NRW "ungerechterweise" ohnehin schon niedrigere Honorare bekämen als die Mediziner im übrigen Bundesgebiet.

(qua)
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