Flüchtiger Ex-Premier Kroatiens festgenommen

Zagreb Die Bekämpfung der staatlichen Korruption in Kroatien hat einen bizarren Höhepunkterreicht: Ex-Premier Ivo Sanader wurde gestern Abend in der Nähe von Salzburg festgenommen. Er sei bei einer Kontrolle auf der Tauern-Autobahn festgenommen und später in ein Gericht in Salzburg gebracht worden, teilte die österreichische Polizei mit. Der Politiker war zuvor wegen einer drohenden Verhaftung aus Kroatien ins Ausland geflohen. Er selbst hatte von einer Dienstreise gesprochen. Die Behörden waren stutzig geworden, weil er sie wenige Stunden vor der Aufhebung seiner Immunität angetreten hatte.

Für die Linksopposition und den Medienboulevard ist Sanader schon längst der "Kopf des Korruptionskraken". Vorgeworfen werden ihm Amtsmissbrauch und die Bildung einer kriminellen Vereinigung. Der 57-Jährige, der 2003 mit dem Anspruch angetreten war, Kroatien vom mafiösen System des Gründerpräsidenten Franjo Tudjman zu befreien, hat sich offenbar selbst in zahlreiche Korruptionsfälle bei der Privatisierung von Staatsbetrieben verwickelt. Mehrere frühere Beamte und Geschäftsleute hatten ihn zuletzt schwer belastet. So sagte der mittlerweile verhaftete frühere Zollchef Mladen Barisic aus, er habe in den vergangenen drei Jahren dem Ex-Premier in dessen Wohnung rund vier Millionen Euro übergeben. Sanader spricht von einer Kampagne gegen ihn. 2009 beugte er sich überraschend dem Druck und trat zurück. Anfang dieses Jahres versuchte er zwar noch einmal, seine Nachfolgerin Jadranka Kosor durch einen parteiinternen Putsch zu stürzen. Kosor hatte den beispiellosen Korruptionsfeldzug überhaupt erst in Gang gesetzt, bei dem bislang 40 hochrangige, bestechliche Politiker, darunter Minister und Vizeminister, sowie Manager ins Netz gingen. Sanaders Putschversuch scheiterte.

Die kroatische Grenzpolizei bestätigte, dass Sanader zunächst über den Grenzübergang Bregana nach Slowenien eingereist sei, ehe er sich nach Österreich absetzte.

(Rheinische Post)
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