Düsseldorf Entsetzen über zwei tote Babys

Düsseldorf · Auf dem Friedhof im Düsseldorfer Stadtteil Unterrath ist eine zweite Kinderleiche entdeckt worden. Die Mutter hat die Tötung eines der beiden Kinder gestanden. Gegen sie wurde Haftbefehl erlassen.

Nach dem Fund eines toten Babys auf einem Düsseldorfer Friedhof haben Ermittler dort die Überreste eines zweiten Säuglings entdeckt. Die Mutter selbst habe den Hinweis auf die zweite Leiche gegeben, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Die Frau im Alter von Anfang 30 habe ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Seit Montag hatten die Fahnder nach der Mutter des ersten auf dem Unterrather Friedhof tot aufgefundenen Säuglings gesucht. Eine Zeugin lieferte den Beamten den entscheidenden Hinweis auf die Düsseldorferin. Dienstagnachmittag baten die Beamten die Frau zur Vernehmung – und hörten eine Familientragödie: Im Herbst 2011 hatte die Mutter zweier schulpflichtiger Kinder ihre dritte, zu diesem Zeitpunkt schon weit fortgeschrittene Schwangerschaft bemerkt. Wohl um die 19. Woche herum erlitt sie einen Spontanabort. Den gestern gefundenen Fötus – einen kaum 20 Zentimeter großen Jungen – habe sie mit ihrem Lebensgefährten, der auch der Kindsvater war, nachts auf dem Unterrather Friedhof bestattet. Strafbar hätte sich das Paar damit nicht gemacht, sagte Volker Elsner, Leiter der Ermittlungskommission.

Das Mädchen, dessen Leiche bereits am Montag gefundene worden war, soll dagegen lebensfähig gewesen sein. Im Laufe der Vernehmung am Dienstag schilderte die Frau den Polizisten unter Tränen, wie ihr viertes Kind ums Leben gekommen war: Der Fehlgeburt, die sie sehr belastet habe, sei ein schlimmes Jahr gefolgt. Probleme am Arbeitsplatz hätten sie unter Druck gesetzt, hinzu sei eine ernste Erkrankung gekommen. Dass sie im Sommer 2012 erneut schwanger wurde, habe sie "vielleicht" gewusst, den Gedanken aber verdrängt, gab sie an.

Im März 2013 habe sie das Kind im Badezimmer ihrer Wohnung allein zur Welt gebracht. Während der Entbindung sei jedoch ihre Familie nach Hause gekommen. In Panik habe sie das Kind in die volle Wanne gelegt. Wie sie den Leichnam anschließend vor ihrer Familie verbarg und schließlich zum Unterrather Friedhof schaffte, konnte die Frau nicht mehr sagen. Den Ermittlern zufolge brach die Beschuldigte bei der Schilderung der Kindstötung zusammen und war nicht mehr vernehmungsfähig. Die Ermittler halten die Aussage für plausibel.

Gestern Nachmittag wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Zwar deute nichts auf eine psychische Erkrankung der Frau hin. Sie sei aber zur Tatzeit womöglich in einer Ausnahmesituation und nicht voll schuldfähig gewesen, hieß es vonseiten der Staatsanwaltschaft.

(sg-)
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