Meinungsfreiheit oder Religionsschutz Wallraff: Medien mit Karikaturen überschwemmen

Berlin · Ein Schmähvideo und Karikaturen über den Propheten Mohammed haben in Teilen der islamischen Welt große Empörung ausgelöst. Nun ist eine Diskussion entbrannt über das Verhältnis von Kunst und Satire auf der einen, und dem Respekt vor Religion und Heilgtümern auf der anderen Seite.

Mohammed-Schmähfilm führt zu gewaltsamen Protesten in der islamischen Welt
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Mohammed-Schmähfilm führt zu gewaltsamen Protesten in der islamischen Welt

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Der Journalist Günter Wallraff fordert die Veröffentlichung weiterer Mohammed-Karikaturen. "Solange sich nur einzelne Individuen oder Medien an dieser Demonstration von Freiheit beteiligen, wird nicht viel erreicht", sagte der Schriftsteller dem Berliner "Tagesspiegel" Man müsste im Grunde die Zeitungen, Illustrierten, Magazine jetzt überschwemmen mit Karikaturen - und zwar zu allen Religionen. "Das wäre eine deutliche Botschaft", betonte er.

Sich jetzt wegzuducken, sei genau der falsche Weg, sagte Wallraff. "Das ermutigt gerade diejenigen, die mit Drohungen, Einschüchterungen und mordlüsternen Aktionen Terrain gewinnen wollen."

Titanic-Chef: "Satire darf alles"

Auch "Titanic"-Chefredakteur Leo Fischer verteidigte auch die in der französischen Satirezeitung "Charlie Hebdo" erschienen Mohammed-Karikaturen und nannte sie eine richtige Reaktion auf die "wahnsinnigen Ausschreitungen". "Satire darf und muss alles", sagte Fischer.

Kirche: Respekt vor dem Glauben

Dagegen haben Vertreter der Kirche zu mehr Respekt vor religiösen Empfindungen aufgerufen. "Man darf nicht die Freiheit der Meinungsäußerung oder die Freiheit der Kunst und Satire über das stellen, was einem Menschen im Tiefsten heilig ist", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Norbert Trelle. Durch den Mohammedfilm werde das religiöse Empfinden von Muslimen "auf eine schmähliche Weise" missachtet, so Trelle. "Ich kann nachempfinden, dass man das so nicht akzeptieren kann."

Regierung: Nicht mehr Religionsschutz

Die Bundesregierung plant indessen keine schärfere gesetzliche Regelung, um Religionsgemeinschaften vor Beschimpfungen oder Beleidigungen zu schützen

Zuvor hatte es in der Diskussion um das antiislamische Schmähvideo Forderungen gegeben, den sogenannten Blasphemieparagrafen 166 im Strafgesetzbuch zu verschärfen.

"Ich bin nicht dafür, dass wir jetzt hektisch an Gesetzesänderungen gehen", sagte Innenminister Hans-Peter Friedrich am Mittwoch im Deutschlandfunk. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) lehnt eine Gesetzesverschärfung ab. "Ich halte es nicht für erforderlich, dass wir unser Strafrecht oder unsere Rechtsordnung ändern", sagte Westerwelle am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Er betonte: "Wir haben eine klare Rechtsordnung." Die Verunglimpfung von Andersgläubigen sei im Strafrecht bereits "zu Recht untersagt".

(APD/KNA)
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