Der Ex-Bundesbanker zur Finanzkrise Sarrazin: Schäuble ist eine Fehlbesetzung

Düsseldorf · Der Ex-Bundesbanker Thilo Sarrazin glaubt angesichts der Finanzkrise nicht an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Er sei eine "Fehlbesetzung", sagte Sarrazin in einem Interview. Auch Kanzlerin Angela Merkel kritisiert er.

Scharfe Kritik an Sarrazins Euro-Thesen
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Foto: dpa, Florian Schuh

Der ehemalige Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin hält nicht viel von Finanzminister Wolfgang Schäuble. In einem Interview mit dem Internetportal finanzen.net nannte er Schäuble "ein Kind der 50er-Jahre". Schäuble glaube, so Sarrazin, tief an die Notwendigkeit der europäischen Integration und an die Überwindung der Nationalstaaten. "Dafür sieht er den Euro als zentral an", sagte Sarrazin.

Sarrazin hat im Mai das Buch "Europa braucht den Euro nicht" veröffentlicht, das seitdem bereits 100.000 Mal verkauft wurde. Sein Buch sieht er als Antithese zu Angela Merkel und ihrer Politik. "Damit habe ich eben den Nerv vieler Menschen getroffen", sagt Sarrazin im Interview.

Seiner Kritik an Wolfgang Schäuble lässt Sarrazin im Interview freien Lauf: "Ich habe nicht einmal das Gefühl, dass die Mehrheit der Politiker die aktuellen Probleme in ihrer ganzen Dimension erfasst. Einer der zentralen Akteure zum Beispiel, Wolfgang Schäuble, gibt sich wie eh und je, predigt dasselbe wie in den 90er-Jahren", kritisiert Sarrazin.

Kritik an Merkel

Auch an Angela Merkel lässt Sarrazin kein gutes Haar: Sie sei schwer zu beurteilen, "wie ein rätselhaftes Tier, das man noch nicht erforscht hat", erklärt Sarrazin. "Frau Merkel hält sich extrem bedeckt, äußert sich nur zu ihren jeweils nächsten zwei, drei Schritten und lässt kein Konzept erkennen. Sie formuliert zwar vorsichtig richtige Prinzipien, zahlt dann aber quasi vorab Belohnungen aus der deutschen Kasse für Versprechungen anderer EU-Regierungen auf ein künftig besseres Verhalten. Das halte ich für einen Fehler, zumal viele Versprechen gebrochen werden", sagt der Ex-Bundesbanker.

Sarrazin selbst ist Mitglied der SPD, auch bei seinen Parteigenossen glaubt er nicht an einen Kurswechsel inder Finanzkrise. Seine Hoffnung: "Dass die Zahl der nachdenklichen und skeptischen Zeitgenossen zunimmt. Umfragen ergeben mittlerweile, dass eine knappe Mehrheit der Deutschen die Einführung des Euro als Fehler empfindet. Und wenn über 70 Prozent meinen, man sollte Griechenland nicht weiter finanziell helfen, ist dies ein klares Signal", sagt Sarrazin.

(sap/das)
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