Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy meldet sich zurück bei "chère Angela"

Paris · Mit einem Besuch bei seiner Duzfreundin Angela Merkel bereitet der Ex-Präsident seine Rückkehr auf die politische Bühne vor.

Angela Merkel plaudert mit Nicolas Sarkozy
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Foto: dpa, guido bergmann htf

Diesmal wird die "Postkarte" an seine Landsleute aus Berlin kommen: In der Bundeshauptstadt hielt Frankreichs Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy gestern die erste wichtige politische Rede seit seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl im Mai 2012. Als Festredner des Europa-Forums sprach er vor der Konrad-Adenauer-Stiftung über die deutsch-französischen Beziehungen und die Zukunft Europas.

Zuvor traf Sarkozy in Berlin eine alte Bekannte wieder: Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit der er während seiner Amtszeit das inzwischen legendäre Tandem "Merkozy" bildete. Lange kursierte die Meldung über eine Zusammenkunft der beiden nur als Gerücht durch die Medien. Das Treffen sei mit "höchster Diskretion" vorbereitet worden, schrieb der "Parisien", man wolle "unangenehme Interpretationen" vermeiden. Über Inhalte des Gesprächs wurde deshalb auch Vertraulichkeit vereinbart, wie eine Regierungssprecherin mitteilte. Die Kanzlerin habe François Hollande über das Treffen informiert.

Schließlich war Merkel vor wenigen Tagen erst bei Sarkozys sozialistischem Nachfolger in Paris zu Gast. Beim deutsch-französischen Ministerrat bemühten sich die beiden, ihrer anfangs noch holprigen Beziehung neuen Schwung zu verleihen. Merkels Rendezvous mit Sarkozy ist mit Blick auf die frischgewonnene Harmonie etwas heikel und könnte in Frankreich leicht als mangelnde politische Unterstützung seitens der Kanzlerin ausgelegt werden.

Für Sarkozy dagegen ist es eine willkommene Gelegenheit, sein gutes Verhältnis zu seiner Freundin "Angela" zu demonstrieren und europapolitisch das Feld nicht alleine Hollande sowie den parteiinternen Rivalen aus der UMP zu überlassen. Denn auch wenn er es nicht offen zugibt, ist doch allen in Frankreich klar: Sarkozy arbeitet an einem politischen Comeback. "Opération Retour" ("Operation Rückkehr") titelte neulich das Magazin "Valeurs Actuelles", die linksgerichtete "Libération" witzelte gar über eine "Comédie du Retour", während die Illustrierte "Paris Match" Sarkozys "Rückeroberung Frankreichs" eine ganze Foto-Reportage widmete.

An dessen Entschlossenheit zweifelt inzwischen niemand mehr. Zwar ist die Strategie noch diskret, dafür aber gezielt: Mit regelmäßigen und in letzter Zeit immer häufiger werdenden Auftritten im In- und Ausland, wie jetzt auch in Berlin, sorgt der Vollblut-Politiker dafür, dass er in Medien und Öffentlichkeit nicht in Vergessenheit gerät. "Postkarten" heißt das im Sarkozy-Jargon: hübsche Bilder in Hochglanzmagazinen, im Fernsehen und Internet, die einen lachenden und entspannt wirkenden Sarkozy an den unterschiedlichsten Orten zeigen — an der Atlantikküste etwa, wo er kürzlich einem Bürgermeister den Orden der Ehrenlegion überreichte; in einem Bistro der Pariser Rue Miromesnil, dort, wo der gelernte Jurist seine Kanzlei eingerichtet hat; oder bei einem Meeting seiner Parteifreundin Nathalie Kosciusko-Morizet, die sich bei den Kommunalwahlen um das Pariser Rathaus bewirbt. Letztere geriet bei der Veranstaltung kurzerhand in den Hintergrund, während Sarkozy von frenetischen Anhängern mit "Nicolas, Nicolas"-Rufen bejubelt wurde.

Sarkozys Botschaften sind bei solchen Auftritten stets zweideutig: Von "langen Ferien" spricht er etwa und davon, dass "das Meer immer dorthin zurückkehrt, wo es einmal war". Dabei blickt er verschmitzt, hat die Lacher des Publikums auf seiner Seite und eine Übertragung in den Medien sicher. Öffentlichkeit bringt ihm derzeit auch die Konzertreise seiner Frau Carla Bruni ein. Die Sängerin tourt mit ihrem Album "Little French Songs" durch das Land, ihr Gatte ist dabei aber der heimliche Star. "Jedes Konzert von Carla ist für ihn eine Gelegenheit, seine Popularität zu testen", schreibt "Paris Match".

Gehörte Sarkozy gegen Ende seiner Amtszeit zu den verhasstesten Präsidenten der jüngeren Geschichte, ist er vor allem bei konservativen Wählern längst wieder zum beliebtesten Politiker aufgerückt: Einer Mehrheit gilt er sogar als unbestrittener Favorit für die Präsidentschaftswahl 2017. Und denen, die noch zweifeln, versucht Gattin Carla musikalisch auf die Sprünge zu helfen: In ihrer Tournee besingt sie Sarkozy, alias "Mon Raymond", als "Kanone", gar als "Atombombe" und dichtet vor dem tobendem Publikum: "Wenn er daherkommt, wird die Luft elektrisch". Auch dies eine hübsche "Postkarte".

(RP)
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