Bernd Riexinger im Porträt Lafontaine-Freund und Agenda-Gegner

Stuttgart · Bernd Riexinger meidet eigentlich das Blitzlichtgewitter. "Ich muss mich nicht ständig in Szene setzen", sagt er. Schon aus diesem Grund hat er sich nicht nach der Bewerbung um den Bundesparteivorsitz der Linken gedrängt.

 Bernd Riexinger bildet zusammen mit Katja Kipping das neue Führungs-Duo der Linken.

Bernd Riexinger bildet zusammen mit Katja Kipping das neue Führungs-Duo der Linken.

Foto: dpa, Jan-Philipp Strobel

Gedrängt haben ihn andere, vor allem aus dem westdeutschen Gewerkschaftslager und dem Dunstkreis des früheren Vorsitzenden Oskar Lafontaine. Und so ist der 56-jährige baden-württembergische Landesvorsitzende kurzfristig ins Rennen gegangen, "obwohl meine Lebensplanung eigentlich anders aussah". Inzwischen gilt er vielen als Integrationsfigur, die die zerstrittenen Parteiflügel miteinander versöhnen könnte.

Riexinger, dessen sprachliche Färbung deutlich seine Herkunft verrät, hat Bankkaufmann gelernt. Allerdings engagierte er sich schon früh im Betriebsrat und war zehn Jahre lang - bis 1991 - bei der Leonberger Bausparkasse hauptamtlich als Vertreter der Belegschaft unterwegs.

Dann wechselte er zur Gewerkschaft und übernahm 2001 die Geschäftsführung des Verdi-Bezirks Stuttgart mit 50 Beschäftigten und rund 51 000 Mitgliedern. Als sein liebstes Hobby bezeichnet Riexinger das Kochen - meist für seine Lebensgefährtin und deren Tochter, mit denen er in Stuttgart lebt.

Gerhard Schröders Agenda 2010 entfremdete ihn endgültig von der SPD. Riexinger gehörte zu den Initiatoren der Protestbewegung gegen diesen von ihm empfundenen Sozialabbau und gründete kurze Zeit später mit Gleichgesinnten den Landesverband der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG), die 2007 mit der PDS zur Linken fusionierte. Bis heute steht Riexinger bei Protesten an vorderster Front. Zuletzt sprach er in Stuttgart und Frankfurt bei Demonstrationen der Blockupy-Bewegung.

Unter seiner Führung ist die Linke im Ländle beständig gewachsen, ohne jedoch den Durchbruch zu schaffen. Die Zahl der Mitglieder hat sich in den vergangenen fünf Jahren auf 3000 verdoppelt. Bei den Bundestagswahlen 2009 kam die Linke auf 7,2 Prozent, bei den Landtagswahlen 2011 scheiterte sie jedoch mit 2,8 Prozent deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde. Damit zählt Riexinger für die Parteikollegen in Ostdeutschland, wo die Linke zweistellige Ergebnisse einfährt, nicht unbedingt zu den Siegertypen.

(dpa)
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