Tod sorgt für allgemeine Bestürzung Krebs-Drama um Grünen-Chef

München (RPO). Nur drei Tage, nachdem seine Frau Gertraud (49) einem Brustkrebsleiden erlag, starb der politisch erfolgreiche Chef der bayrischen Grünen, Sepp Daxenberger (48), an einer seltenen Form von Blutkrebs.

Der Kampf des Grünen-Politikers Sepp Daxenberger gegen den Krebs hatte Politiker aller Parteien in Bayern in den vergangenen Jahren bewegt, der Tod des 48-Jährigen sorgte gestern für allgemeine Bestürzung. Daxenberger starb nur drei Tage nach seiner an Brustkrebs erkrankten Frau Gertraud (49). Das Krebs-Drama bedeutet für die Grünen in Bayern eine Zäsur: Biobauer Daxenberger machte die Grünen im zweitgrößten Bundesland auch für traditionell zur CSU neigende ländliche Wählerschichten wählbar. Als Spitzenkandidat verhalf er seiner Partei 2008 zum besten Ergebnis bei einer Landtagswahl im Freistaat.

Wie viel Ansehen sich Daxenberger in seinem fast 30-jährigen Engagement für die Grünen erarbeitet hat, zeigte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mit seiner Würdigung des Verstorbenen. "Sepp Daxenberger war eine Persönlichkeit, wie sie typischer für unser Land nicht sein könnte. Selbstbewusst, kantig, willensstark und dabei erfüllt von einer tiefen Liebe zu seiner oberbayerischen Heimat", erklärte der Vorsitzende der CSU. Auch SPD, FDP und Freie Wähler veröffentlichten Trauerbekundungen.

Seltene Form von Blutkrebs

Der gelernte Schmied, der als junger Mann den elterlichen Bauernhof in Waging am See übernahm und als Biobauernhof führte, hat in Bayern kommunalpolitische Geschichte geschrieben: 1996 gelang es ihm, von der CSU das Waginger Rathaus zu erobern und zum ersten hauptamtlichen grünen Bürgermeister im Freistaat gewählt zu werden. 2003 wurde Daxenberger mit 76 Prozent Zustimmung wiedergewählt, 2008 verzichtete er auf eine erneute Kandidatur: Er wollte als damaliger Landesvorsitzender der Grünen in den Landtag zurückkehren. Mit 9,4 Prozent holten die Grünen um "Super-Sepp", wie ihn ein Kino-Spot verkaufte, ihr bestes Ergebnis in Bayern, die CSU verlor die absolute Mehrheit.

Schon damals musste sich Daxenberger immer wieder Krebstherapien unterziehen, er litt an einer seltenen Form von Blutkrebs. Zwar half ihm lange sein Motto: "Wer in Bayern die CSU besiegt hat, gibt den Kampf gegen den Krebs nicht auf." Doch Daxenberger erlitt immer neue gesundheitliche Rückschläge — zuletzt erlitt er auch einen Schlaganfall — und musste im Juni den Fraktionsvorsitz aufgeben.

Erst kürzlich nannte Daxenberger in der "Süddeutschen Zeitung" die Kommunalwahlen in vier Jahren als Ziel. Sein Krebs sei nicht aggressiv, "man stirbt nicht schnell, aber die Lebensqualität sinkt kontinuierlich, weil die Knochen porös werden". Und auch seinen drei Söhnen, die 20, 17 und 12 Jahre alt sind, verbot er das Thema Tod. "Ich habe auch gesagt, dass alles wieder gut wird, dass sie keine Sorgen haben müssen, dass ich sterbe. Übers Sterben wird nicht geredet", sagte er. Daxenberger starb nun genau an dem Tag, an dem die Beerdigung seiner Frau stattfinden sollte.

(RP)
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