Nach Einbruch in Grünes Gewölbe Kulturstaatsministerin Monika Grütters bittet Museumsvertreter zu Sicherheitskonferenz

Dresden · Der spektakuläre Einbruch in das Dresdner Grüne Gewölbe war das Werk von Profis. Eine heiße Spur von den Tätern fehlt bislang. Die gestohlenen Objekte waren nicht versichert – was üblich ist bei solchen Werten.

 Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).

Foto: dpa/Britta Pedersen

Nach dem Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe im Dresdner Residenzschlosses steht für die Ermittler fest: Es war kein normaler Einbruch. „Insgesamt sprechen die Umstände für eine zielgerichtete und vorbereitete Tat“, sagte der Leiter der Sonderkommission „Epaulette“, Kriminalrat Olaf Richter, am Dienstag. Die Ermittler sind sicher, dass der nahe der Autobahn in einer Tiefgarage in Brand gesetzte Wagen das Fluchtfahrzeug war. Im Wrack wurden Spuren vom Tatort gefunden. Auch das Feuer in einem Stromverteilerkasten in der Nähe des Museums stehe mit dem Einbruch am Montagfrüh in Verbindung. Er sei vorsätzlich angezündet worden, worauf die Straßenbeleuchtung in der Umgebung ausfiel.

Neben der Spurensuche im Historischen Grünen Gewölbe wird nun auch die Tiefgarage im Stadtteil Pieschen kriminaltechnisch überprüft. Zudem befragen Beamte Passanten in der Umgebung des Schlosses sowie Gäste des gegenüberliegenden Hotels – bislang ohne Ergebnis. Die Soko prüft indes 91 Hinweise, die nach dem Zeugenaufruf vom Montag eingingen. Sie hat zudem einen Link auf das Hinweisportal der Polizei aktiviert. Dort könne Bild- oder Videomaterial zur Straftat an die Behörden weitergegeben werden.

Zwei Unbekannte waren am Montagmorgen in das streng gesicherte Museum im Residenzschloss eingedrungen und hatten zahlreiche Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten gestohlen. Sie stiegen über eines der vergitterten Fenster von der Straße her ein und gingen dann gezielt ins Juwelenzimmer. Auf einem von der Polizei veröffentlichten Überwachungsvideo sind zwei Einbrecher zu sehen, die mit Taschenlampen den dunklen Raum betreten und mit einer Axt auf die Vitrine einschlagen und versuchen, sie aufzubrechen. Mit einer noch unbekannten Menge an Juwelen konnten sie nach nur wenigen Minuten flüchten.

Kunstexperten sehen eine neue Bedrohungslage für die Sicherheit der Museen. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, forderte angesichts dieser ganz spezifischen neuen Gefährdung eine Taskforce gemeinsam mit Sicherheitsexperten. Kulturstaatsministerin Monika Grütters ruft die Museumsvertreter in Deutschland zu einer Sicherheitskonferenz zusammen. „In unseren Museen lagern Kunstschätze, die die kulturelle Identität unseres Landes ausmachen und deren Wert in die Milliarden geht“, sagte Grütters unserer Redaktion. Angesichts der beispiellos rohen Gewalt in Dresden werde deutlich, mit welch extremen sicherheitstechnischen Herausforderungen es die Museen zu tun hätten.

„Deshalb müssen wir uns im Rahmen der Sicherheitskonferenz mit der Frage auseinandersetzen, wie Museen ihre Objekte künftig gegen ein derart brutales Vorgehen schützen können und gleichzeitig in gewohnter Weise für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben“, erläuterte die CDU-Politikerin. Sie will das Thema „Sicherheit in Museen“ nun gemeinsam mit dem Deutschen Museumsbund voranbringen und verwies darauf, dass sich bereits 70 Museen einem Arbeitskreis „Gebäudemanagement und Sicherheit“ angeschlossen hätten. Es gehe nun darum „zeitnah die dringendsten Handlungsfelder beim Thema Sicherheit auszuloten und Lösungsvorschläge im Hinblick auf neue Sicherheitsstandards oder auf den Einsatz modernster Sicherheitstechnik zu entwickeln“, unterstrich Grütters.

Der renommierte Düsseldorfer Kunstsachverständige Claus Gielisch sagt, dass solche immensen Werte wie im Grünen Gewölbe in Dresden so gut wie nicht zu versichern seien. „Dafür würden die Versicherungsprämien Millionen von Euro betragen. Das kann sich normalerweise kein Museum leisten“, betont Gielisch. Man müsse akzeptieren, dass eine Versicherung für solche Kunstgegenstände einfach zu teuer sei.

(csh/may/cka/dpa)
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