TV-Duell Wie sich die Moderatoren geschlagen haben

Düsseldorf (RPO). Für das TV-Duell haben die großen Sender ihre Zugpferde nominiert. Jeder der vier Moderatoren versuchte dabei durch einen eigenen Stil zu glänzen.

Die Moderatoren des TV-Duells
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Die Moderatoren des TV-Duells

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Schon der Beginn des TV-Duells schien wie ein ausgeklügeltes Proporz-System unter den Sendern: ZDF-Frau Maybritt Illner durfte die Zuschauer begrüßen, RTL-Nachrichtensprecher Peter Kloeppel die Duellanten. ARD-Moderator Frank Plasberg stellte die erste Frage an Frank-Walter Steinmeier. Offenbar wollte kein Sender zu kurz kommen. Im Folgenden versuchte jeder der Moderatoren durch eine eigene Strategie zu glänzen.

Der Fallensteller

Frank Plasberg versuchte mit provokanten Fragen das Duell etwas anzuheizen: Woher Angela Merkel den Mut nehme, sich für Kernkraft einzusetzen, obwohl die Vorbehalte in der Bevölkerung so groß seien, wollte er beispielsweise von der Kanzlerin wissen. Steinmeier ägert er — eigentlich ziemlich themenfern — beim Thema Gesundheitspolitik mit Fragen nach der Dienstwagenaffäre von Ulla Schmidt. Außerdem versuchte er mit lebensnahen Fragen zu punkten. Angela Merkel fragte er beim Thema Mindestlöhne, ob sie wisse, was der günstigste Haarschnitt in Berlin derzeit kostet.

Von allen Moderatoren ist er wohl der raffinierteste: Steinmeier stellte er aufwändig eine Falle. Erst sprach er lang und breit über das schlechteste bundesweite Wahlergebnis in der SPD-Geschichte: 28,8 Prozent im Jahre 1953. Dann fragte er Steinmeier: "Wie wollen Sie das wieder erreichen?". Steinmeier tappte in die Falle und beantwortete die Frage, ohne zu erwähnen, dass er vor hat, besser als beim schlechtesten SPD-Ergebnis der Geschichte abzuschneiden.

Der Provokateur

Peter Kloeppel versuchte als der Mann mit dem Überblick zu glänzen: Ein wenig zu oft erwähnte er die aktuelle Zeitkonten-Statistik der Kandidaten. Auch Kloeppel übte sich in einer ähnliche Rolle wie Plasberg: Dem Ansprechen provokanter Themen. Der RTL-Mann versuchte es mit der heiß diskutierten Einladung von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann in das Kanzleramt. Steinmeier warf er Unglaubwürdigkeit beim Thema Afghanistan-Abzug vor.

Die Festbeißerin

ZDF-Moderatorin Maybritt Illner übte sich in der Disziplin des Festnagelns. Sie forderte wiederholt klare Antworten auf ihre Frage, wollte kein Abweichen von ihrer Fragestellung zulassen. Dazu fiel sie den Kandidaten auch mehrmals ins Wort und zeigte sich dabei streitlustig. Beim Thema Finanzmärkte bezog sie klar Stellung — und fiel so aus der ihr zugedachten Moderatorenrolle.

Der Analyst

Sat.1-Nachrichtenmann Peter Limbourg blieb von allen Moderatoren am farblosesten. Er stellte die zurückhaltendsten Fragen und versuchte eher als Analyst zu glänzen: So fiel ihm beispielsweise die "große Harmonie" der beiden Kandidaten auf. Immerhin sagte an dem Abend den wohl prägendsten Satz des Duells: Die Debatte erinnere eher an "Duett als Duell".

Das richtige Format?

In den USA haben Fernsehdebatten zwischen Präsidentschaftskandidaten eine lange Tradition. Erstmals duellierten sich die John F. Kennedy und Richard Nixon 1960 via Bildschirm.

Die Duelle der Präsidentschaftskandidaten verlaufen dabei in den USA nach anderen Spielregeln: Der oder die Moderatoren sind deutlich weniger dominant in der Diskussion, sie fungieren eher als Schiedsrichter. Die Kandidaten sprechen so mehr miteinander und gehen aufeinander ein.

So entsteht eine Debatte zwischen den Kandidaten. Am Sonntagabend diskutierten Frank-Walter Steinmeier und Angela Merkel dagegen teils heftiger mit den Moderatoren als untereinander.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit schlug am Sonntagabend bereits vor, sich am amerikanischen Modell zu orientieren, um die Duelle spannender zu gestalten: "Es gibt die Alternative, dass man beide alleine diskutieren lässt", sagt er in der ARD.

(sdr/rai)
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