Studie Antisemitismus bei 20 Prozent der Deutschen verbreitet

Berlin (rpo). Ressentiments gegen Juden reichen nach Ansicht von Experten bis in die Mitte der Gesellschaft in Deutschland. Judenfeindliche Einstellungen seien bei 15 bis 20 Prozent der Deutschen verbreitet, schrieb Werner Bergman vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin.

Nachdem über Jahrzehnte ein Rückgang antisemitischer Vorurteile in der Bevölkerung zu verzeichnen gewesen sei, ließen sich seit etwa 10 Jahren konstant bei 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung antisemitische Einstellungen erkennen.

Dies Haltung hänge nach wie mit einer nationalistischen, politisch rechten Gesinnung, mit geringer Bildung und höherem Alter zusammen, schrieb Bergmann weiter. Doch hätten 2004 mehr als 70 Prozent der Deutschen der Aussage zugestimmt, sie ärgerten sich darüber, wenn Juden den Deutschen heute noch die Verbrechen des Nationalsozialismus vorhalten.

Dieser Ärger sei eng verknüpft mit dem Verdacht, die Juden nutzten die Erinnerung an den Holocaust heute für ihren eigenen Vorteil aus. 2002 hätten dieser Aussage 54 Prozent der Westdeutschen und 45 Prozent der Ostdeutschen zugestimmt.

Besondere Probleme gebe es mit Zuwanderern aus muslimischen und insbesondere arabischen Ländern und dem damit verbundenen so genannten neuen Antisemitismus in Europa, schrieb Bergmann weiter. Im Milieu arabisch-muslimischer Zuwanderer gebe es immer häufiger verbale und tätliche Angriffe auf Juden.

Dieses neue Potenzial für Judenfeindschaft sei lange unterschätzt worden. Der Nahostkonflikt mobilisiere aber auch linke Antiimperialisten, einige Globalisierungsgegner und Rechtsradikale für den neuen Antisemitismus. Israel und seine Politik dienten dabei als Projektionsfläche.

(afp)
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