Präsidentenwahl in Ägypten Wirbel um Muslimbruder-Kandidat

Kairo · In Ägypten hat die Nominierung eines Kandidaten der Muslimbruderschaft für die Präsidentenwahl Schockwellen durch die Parteienlandschaft gesendet. Politische Gegner werfen der Bruderschaft Wortbruch vor.

Februar 2011: Mubarak tritt zurück - Jubel in Ägypten
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Vereinzelt waren am Montag auch Stimmen von Politikern zu hören, die das Ganze für einen Bluff halten. Der Kandidat Hischam al-Bastawisi erklärte, er habe noch Hoffnung, dass die Islamisten ihre Entscheidung rückgängig machen, ihren bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden, Chairat al-Schater, zu nominieren.

Der Bruderschaft wird jetzt unter anderem Wortbruch vorgeworfen, weil sie nach dem Sturz von Ex-Präsident Husni Mubarak im Februar vergangenen Jahres mehrfach versichert hatte, keinen eigenen Kandidaten für die Wahl im Mai ins Rennen zu schicken. Die Muslimbrüder stellen die größte Fraktion im Parlament und dominieren auch die Verfassungsgebende Versammlung.

In Ägypten wird auch diskutiert, ob sich der herrschende Militärrat und die Muslimbrüder auf den Überraschungscoup geeinigt haben. Lokale Medien zitieren den ehemaligen Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, mit den Worten: "Wenn sich die Muslimbrüder und das Militär auf einen gemeinsamen Kandidaten geeinigt haben sollten, dann würde dies bedeuten, dass sich in Ägypten nichts geändert hat und dass hier keine Revolution stattgefunden hat." Mussa, der ebenfalls kandidieren will, betonte jedoch, er glaube nicht, dass es eine entsprechende Vereinbarung zwischen dem Obersten Militärrat und der Islamistenbewegung gebe.

In den vergangenen Monaten - bevor die Kandidatur von Al-Schater bekanntgegeben worden war - hatte das staatliche Al-Ahram Institut für politische Studien eine Umfrage durchgeführt. Dabei hatten laut einem Bericht der Zeitung "Al-Ahram" vom Montag 31,5 Prozent der Befragten angegeben, Mussa sei ihr bevorzugter Kandidat.

22,7 Prozent sprachen sich den Angaben zufolge für den radikal-islamischen Salafisten-Prediger Hasim Abu Ismail aus, 10,2 Prozent hätten ihre Stimme im März noch dem früheren Minister Ahmed Schafik geben wollen, hieß es.

Erstaunlich ist bei den Ergebnissen dieser Befragung der relativ niedrige Wert für den ehemaligen Muslimbruder Abdel Moneim Abul Futuh. Für ihn sollen sich nur 8,3 Prozent der insgesamt 1200 Befragten ausgesprochen haben. Bei nicht-repräsentativen Straßenumfragen hatte er zuletzt wesentlich bessere Ergebnisse erzielt.

(dpa)
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